Einsatz bei „Ärzte ohne Grenzen“

Kölner Kollegin: Krankheitsrisiken für Frauen in Afghanistan nehmen zu

Die Kölner Kollegin Stefanie Brockt war bereits zwei Mal mit „Ärzte ohne Grenzen“ in Afghanistan. Ihre größte Sorge sei, dass dort männliche Ärzte keine Frauen mehr behandeln dürften, so die Anästhesistin.

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Frankfurt am Main. Die Gesundheitsversorgung von Frauen in Afghanistan verschlechtert sich nach Einschätzung der Kölner Anästhesistin Stefanie Brockt. „Ich erwarte, dass Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes weiter um sich greifen werden, da Frauen, die zu Hause eingesperrt sind, darüber nichts erfahren werden“, sagte sie im Interview der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Solche Erkrankungen machten auch Schwangerschaften riskanter.

Zudem befürchte sie, dass Frauen seltener den Weg in Praxen und Kliniken finden würden, so die Kollegin, die bereits zwei Mal mit der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ in Afghanistan war: „Wegen der wieder abnehmenden Bildung werden Frauen zukünftig vielleicht gar nicht verstehen, dass sie in einer Situation sind, in der man ihnen helfen könnte, und diese Hilfe dann auch nicht einfordern.“ Ihre größte Sorge sei allerdings, dass männliche Ärzte keine Frauen mehr behandeln dürften: „Das wäre tatsächlich eine Katastrophe.“

In der Klinik, in der Brockt tätig war, werden demnach vor allem Frauen mit komplizierten Schwangerschaften und Geburten begleitet. Einige von ihnen nähmen Hormonpräparate, um die Schwangerschaftsquote und die Chance auf männlichen Nachwuchs zu steigern.

„Ich habe erlebt, dass Frauen in der Klinik von ihren Schwiegermüttern begleitet und dann geschlagen wurden, wenn ausgerechnet das Mädchen einer Mehrlingsschwangerschaft überlebt hat. Wenn ich nach einem Kaiserschnitt Glückwunsch gesagt habe zur Geburt eines Mädchens, ist das häufig als Sarkasmus empfunden worden.“

Die Müttersterblichkeitsrate ist in Afghanistan laut den Vereinten Nationen eine der höchsten der Welt. (KNA)

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