Klinik vs. Praxischefs

Krieg der Worte in Riesa

In der sächsischen Stadt Riesa tobt ein Kampf zwischen niedergelassenen Ärzten und der Elblandklinik. Diese wirft Radiologen falsche Mammografie-Befunde vor.

Von Thomas Trappe Veröffentlicht:
Eine Radiologin wertet Mammografien aus: Das Elblandklinikum wirft Radiologen schwere Fehler vor.

Eine Radiologin wertet Mammografien aus: Das Elblandklinikum wirft Radiologen schwere Fehler vor.

© Frans Rombout /iStockpfoto

RIESA/DRESDEN. Im sächsischen Riesa droht eine schwere Vertrauenskrise zwischen Patienten und Ärzten. Grund ist ein öffentlicher Streit zwischen fast sämtlichen niedergelassenen Ärzten der Stadt und dem örtlichen Elblandklinikum.

In Leserbriefen und Pressemitteilungen werfen sich beide Parteien schwerste Verfehlungen vor - der Konflikt mündete jüngst in dem Vorwurf, in der Stadt wären hunderte Frauen an Brustkrebs erkrankt, ohne davon zu wissen. Derzeit prüft die KV Sachsen die Vorwürfe.

Verhältnis schon länger belastet

Die Elblandkliniken gehören dem Landkreis Meißen, es gibt drei Kliniken und mehrere Gesundheitszentren.

Das Verhältnis zwischen niedergelassenen Ärzten in Riesa und der Klinik gilt schon länger als belastet - immer wieder wurden in den vergangenen Jahren Vorwürfe gegen die Klinikleitung laut, dabei ging es oft um kaufmännische und personalpolitische Entscheidungen.

In einem offenen Brief an den Aufsichtsrat der Klinik, veröffentlicht in der Riesaer Lokalzeitung, brachten nun 42 Ärzte ihren Protest zum Ausdruck.

Darin erklärten sie, "dass unsere Patienten das Vertrauen in die strategische Ausrichtung des Krankenhauses und die Sicherstellung einer zuverlässigen medizinischen Grundversorgung verloren haben."

Gründe dafür seien unter anderem der "überdurchschnittlich große Weggang von kompetenten Fachärzten" und der "ständige personelle Wechsel".

Der Aufsichtsrat wird aufgefordert, "durch überlegte personalpolitische und strukturelle Entscheidungen dieser Entwicklung entgegenzuwirken".

KV soll Sachverhalt klären

Was in der Folge geschah, bezeichnet Kliniksprecherin Daniela Bollmann im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" als Zufall: Am gleichen Tag der Veröffentlichung des offenen Briefs ging die Klinik mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit, die Riesaer Ärzten lebensbedrohliche Fehler unterstellt.

Die Vorwürfe richteten sich gegen drei Riesaer Radiologen, die bei persönlichen Ermächtigungssprechstunden, also in eigener Verantwortung in fremden Räumen, am Elblandklinikum Mammografien vorgenommen haben. Seit Anfang des Jahres finden diese Sprechstunden nicht mehr statt - und laut Klinikleitung ist das gut.

"Um die Befunde erwuchs in den vergangenen Monaten eine intensive ärztliche Diskussion", ließ die Klinik erklären. Die Geschäftsleitung habe daher die KV informiert, um den Sachverhalt zu klären.

Die "Sächsische Zeitung" zitierte anschließend aus einem vertraulichen Briefverkehr zwischen Klinik und KV, worum es konkret gehe.

Geschäftsführer Markus Funk soll demnach geschrieben haben, dass es in Riesa "möglicherweise 290 oder mehr Patientinnen gebe, welche in dem Bewusstsein leben, gesund zu sein, jedoch in Wahrheit eventuell ein mammografisch übersehenes Karzinom in sich tragen."

Untersuchungen laufen

Nun untersucht die KV Sachsen Befunde stichprobenartig, wie KV-Vorstand Dr. Klaus Heckemann auf Anfrage der "Ärzte Zeitung" erklärte. Es würden Zweitbefunde erhoben, die Untersuchungen liefen.

Allerdings ist bei der KV deutliche Skepsis zu vernehmen, dass die Vorwürfe der Klinik zutreffen.

"Für uns besteht derzeit kein Grund, die Befundqualität der Mammografie-Diagnostik der ehemals am Krankenhaus Riesa tätigen Radiologen anzuzweifeln", heißt es dazu.

Meißens Landrat Arndt Steinbach (CDU) ließ als Aufsichtsratschef der Klinik erklären, dass Ergebnisse der KV-Untersuchung abgewartet würden.

"Auch um den Ruf der Riesaer Klinik nicht weiter zu schädigen."

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