Qualität im stationären Sektor

Lauterbach will Klinik-Atlas überarbeiten

Der Bundesgesundheitsminister hat angekündigt, seinen Klinik-Atlas upzudaten. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft wertet die Ankündigung als „Bankrotterklärung“ – und die Union meint, dass Lauterbach „krachend gescheitert“ sei.

Veröffentlicht: | aktualisiert:
Soll für Patienten sehr viel verständlicher werden: Der Bundes-Klinikatlas von Minister Karl Lauterbach

Soll für Patienten sehr viel verständlicher werden: Der Bundes-Klinikatlas von Minister Karl Lauterbach

© Soeren Stache / dpa

Berlin. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, seinen umstrittenen Klinikatlas neu zu starten. „Wir unterziehen den Klinikatlas einem umfassenden Update, machen ihn für Patientinnen und Patienten sehr viel leichter verständlich“, sagte der SPD-Politiker der „Rheinischen Post“ am Mittwoch.

Die überarbeitete Version solle schon in wenigen Tagen starten, so Lauterbach. Dabei gehe es darum, „für die 20 wichtigsten Eingriffe zu zeigen, wie gut welches Haus hier ist.“ Bisher macht die digitale Übersicht, die Patienten und Ärzten Auskunft über die Qualität der stationären Versorgung geben soll, Angaben für 23.000 verschiedene Behandlungen.

„Routine ist Gold wert“

Nach Angaben Lauterbachs finden die Atlas-Nutzer künftig auf der Startseite Angaben zu allgemeinen Begriffen wie Krebs, Herz, Knochen oder Gelenken. Dahinter würden dann einzelne Leiden „aufgefächert“ – so beispielsweise Darmkrebs, Brustkrebs, Magenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Bypass- und Stent-OPs oder der Einsatz von künstlichen Hüft- und Kniegelenken.

Lesen sie auch

Weiterhin wird der Atlas anhand eines Tachosymbols anzeigen, welche Klinik in einer Region welche Behandlung wie oft macht. Damit mache das Suchportal deutlich, warum eine Krankenhausreform so wichtig sei. „Komplizierte Eingriffe“, so Lauterbach, „sollten wir nur denjenigen überlassen, die ausreichend Erfahrung haben. Im klinischen Alltag ist Routine Gold wert.“

Opposition: Korrektur geht nicht weit genug

Aus Sicht der CDU/CSU bleiben auch nach der Korrektur viele Fragen offen. Auf Anfrage der Ärzte Zeitung erklärte Tino Sorge, gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag: „Warum musste der Atlas auf Biegen und Brechen am 17. Mai ans Netz, und wer trägt die Verantwortung für dieses kommunikative Desaster?“

Lauterbach sei „mit seinen eigenen Ansprüchen an Transparenz und Qualität krachend gescheitert“, kritisierte Sorge. Die erste Version des Atlas sei voller Fehler gewesen. Offenbar sollten nun die Fehler „im laufenden Betrieb auf Kosten der Ratsuchenden behoben werden.“

DKG wundert sich

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) warf am Mittwoch die Frage auf, wer festlege, was die 20 wichtigsten Eingriffe seien. Es sei mehr als erstaunlich, wenn Lauterbach nun sage, dass der Atlas bisher für Laien zu unverständlich gewesen sei. Immerhin seien die Bürgerinnen und Bürger doch die Zielgruppe des Ministers gewesen.

„Wenn man feststellt, dass man dieses zentrale Ziel verfehlt, entstehen erhebliche Zweifel an der wissenschaftlichen und methodischen Kompetenz der verantwortlichen Entwickler des Lauterbach-Atlas“, so die DKG. Diesem Gebaren des Ministers auf Kosten der Steuerzahler könne man nur noch kopfschüttelnd zuschauen.

Umso bemerkenswerter ist aus Sicht der DKG, dass Lauterbach bisher Einwände gegen den Atlas als unberechtigt bezeichnet. Er müsse vielmehr „endlich auf die massive Kritik an seinem Atlas eingehen, die ihm mittlerweile aus allen Bereichen des Gesundheitswesens entgegenweht.“ (bwa)

Mehr zum Thema

Wochenkolumne aus Berlin

Die Glaskuppel: Das Weniger-Prinzip in der Gesundheitspolitik

Änderungen für Kliniken, Pflege, Apotheken

Das plant Lauterbach in seinem Herbst der Reformen

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Kommentare
In der Klinik Königshof in Krefeld werden Menschen mit psychischen Erkrankungen behandelt. Die digitale Terminvergabe über Doctolib senkt eine Hemmschwelle: Es fällt leichter, mit wenigen Klicks einen Termin zu buchen, als im direkten Gespräch am Telefon.

© St. Augustinus Gruppe

Unternehmensstrategie für Krankenhäuser

Patientenportal stärkt die Reichweite der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung von Krankenhäusern

Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Susanne Dubuisson, Product Leader in Health Tech beim E-Health-Unternehmen Doctolib.

© Calado - stock.adobe.com

Tools zur Mitarbeiterentlastung

Online-Termine gegen den Fachkräftemangel

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Anwendungsbeobachtung in deutschen Praxen

Wofür Hausärzte den CRP-Schnelltest primär nutzen

Point-of-Care-Testung

Die geplante Honorar-Absenkung bei den HbA1c-Tests trifft Diabetologen hart

Kooperation | In Kooperation mit: den Akkreditierten Laboren in der Medizin ALM e.V.
Lesetipps
Test auf altersbedingte Makuladegeneration (AMD): Demenzmedikamente können möglicherweise vor der Entwicklung bestimmter AMD-Typen schützen. (Symbolbild mit Fotomodell)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Makuladegeneration

Demenzmedikamente: Keine Unterschiede im AMD-Risiko