OECD-Gesundheitsstudie

Licht und Schatten bei Deutschland

Deutschland steht im Gesundheitscheck der OECD-Länder gut da – doch im Vergleich von Trenddaten zum Gesundheitszustand der Bevölkerung und zur Leistungsfähigkeit der Gesundheitssysteme treten auch Schwachstellen zutage.

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Deutschland gibt so viel Geld für sein Gesundheitswesen aus, wie sonst kaum ein anderes westliches Industrieland.

Deutschland gibt so viel Geld für sein Gesundheitswesen aus, wie sonst kaum ein anderes westliches Industrieland.

© Oleksii / stock.adobe.com

Berlin. Deutschland gibt so viel Geld für sein Gesundheitswesen aus, wie kaum ein anderes westliches Industrieland. Das in der Gesetzlichen Krankenversicherung verfügbare Leistungspaket ist im internationalen Vergleich sehr gut, der Zugang zu Gesundheitsleistungen ebenfalls. Doch bei den Gesundheitsergebnissen mischen sich Licht und Schatten.

Das geht aus der Studie „Gesundheit auf einen Blick 2019“ der OECD hervor, für die Trenddaten zum Gesundheitszustand der Bevölkerung und zur Leistungsfähigkeit der Gesundheitssysteme verglichen wurden. Deutschland liegt bei den Ausgaben mit 11,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf Platz drei. Nur die Schweiz (12,2) und die USA (16,9) geben anteilig noch mehr für Gesundheit aus.

Bis zum Jahr 2030 erwartet die OECD für Deutschland einen Anstieg der Gesundheitskosten um bis zu 1,4 BIP-Punkte. OECD-weit werden die Ausgaben von derzeit durchschnittlich 8,8 auf dann 10,2 Prozent des BIP zunehmen. Damit würden die Aufwendungen für Gesundheit in fast allen Ländern schneller steigen als die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit.

Mit Ärzten und Pfegekräften gut ausgestattet

Im Vergleich der westlichen Industrieländer steht Deutschland bei der Ausstattung mit Ärzten und Krankenpflegekräften gut da. Auf 1000 Bürger kommen hierzulande 4,3 Ärzte, im Schnitt der OECD sind es 3,5 Ärzte (siehe nachfolgende Grafik).

Allerdings: Der Anteil von Hausärzten an allen praktizierenden Ärzten liegt in Deutschland mit 17 Prozent im unteren Mittelfeld. In der Schweiz sind es 27 Prozent, in Frankreich 29 Prozent. Bei Pflegekräften beläuft sich das Verhältnis je 1000 Einwohner auf 12,9 (Deutschland) zu 8,8 (OECD).

Relativiert wird diese gute Personalausstattung durch die hohe Leistungsmenge etwa in Krankenhäusern: Mit 255 Klinikfällen je 1000 Einwohnern liegt die Rate um 66 Prozent über dem Durchschnitt anderer Industrienationen.

Bei den Gesundheitsergebnissen schwächelt das hiesige Gesundheitswesen. Schon die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt liegt mit 81,1 Jahren nur geringfügig über der anderer, oft wirtschaftlich schwächerer OECD-Staaten (80,7). Franzosen dagegen leben im Schnitt 82,6 Jahre, Italiener 83,0 Jahre.

Ungesunder Lebensstil der Deutschen

Zu den bescheidenen Health Outcomes trägt der überdurchschnittlich ungesunde Lebensstil der Deutschen bei: 10,9 Liter Alkohol nimmt ein Einwohner pro Kopf zu sich – der OECD-Durchschnitt beträgt 8,9 Liter (siehe nachfolgende Grafik).

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Auch der Anteil regelmäßiger Raucher liegt mit 18,8 Prozent leicht höher als im Durchschnitt (18,0). 60 Prozent der Deutschen weisen einen BMI von über 25 auf, in der Schweiz trifft dies auf 42 Prozent der Bürger zu (OECD-Schnitt: 55,6 Prozent).

Auch bei Kennzahlen für die Versorgungsqualität sieht der OECD-Bericht Deutschland im Mittelfeld. Berücksichtigt werden muss die hierzulande hohe Krankheitslast, die auch durch den hohen Altersschnitt der Bevölkerung bedingt ist.

So erzielte Deutschland etwa bei der 30-Tage-Sterblichkeit nach Herzinfarkt schlechtere Ergebnisse als im Ländervergleich. Ähnlich sieht es beim Parameter „Effektive Primärversorgung“ aus – hier verzeichnet Deutschland deutlich mehr vermeidbare Einweisungen bei Asthma und COPD. (fst)

Dieser Beitrag wurde aktualisiert am 07.11.2019 um 14:33 Uhr.

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