Eigener Kandidat

Linke schlägt Sozialmediziner Trabert als neuen Bundespräsidenten vor

Mit dem Mainzer Sozialmediziner Professor Gerhard Trabert stellt die Linke einen eigenen Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten. Ihm werden geringe Siegchancen eingeräumt, aber der Arzt will mit seiner Kandidatur das Thema soziale Gerechtigkeit in den Blick rücken.

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Gerhard Trabert will seine wenig aussichtsreiche Kandidatur nutzen, um auf das Thema Ungleichheit in Deutschland hinzuweisen.

Gerhard Trabert will seine wenig aussichtsreiche Kandidatur nutzen, um auf das Thema Ungleichheit in Deutschland hinzuweisen.

© Andreas Arnold / dpa

Berlin/Mainz. Die Linke schlägt einen eigenen Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl vor: den Mainzer Sozialmediziner Professor Gerhard Trabert. Die Parteivorsitzende Susanne Hennig-Wellsow bezeichnete den 65-Jährigen, der für sein Engagement für Obdachlose, Arme und Geflüchtete bekannt ist, am Sonntagabend auf Twitter als „Menschen der Tat mit großem Herzen“.

Der parteilose Arzt soll bei der Bundesversammlung im Februar gegen Amtsinhaber Frank-Walter Steinmeier antreten. Dieser kann mit einer breiten Mehrheit für seine Wiederwahl rechnen, da ihn sowohl die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP als auch CDU und CSU unterstützen.

Eine offizielle Vorstellung Traberts als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten ist für Dienstag geplant. „Würdig und eine gute Wahl für das Amt des Bundespräsidenten“, schrieb Linksfraktionschef Dietmar Bartsch am Sonntagabend auf Twitter.

„Professor Gerhard Trabert ist tagtäglich mit dem Arztmobil unterwegs, um obdachlose Menschen zu versorgen, war in vielen Krisengebieten als Arzt und Seenotretter tätig, wurde mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.“

„Mehr soziale Gerechtigkeit wagen“

„Meine Kandidatur steht unter dem Slogan: Mehr soziale Gerechtigkeit wagen“, sagte Trabert der Deutschen Presse-Agentur. Im Programm der neuen Bundesregierung könne er dies nicht erkennen. „Viele Politiker sind so weit entfernt von der Lebensrealität der Empfänger von Transferleistungen, dass sie nicht mehr nachvollziehen können, was es bedeutet, von Hartz IV leben zu müssen.“

Es müsse Aufgabe eines Bundespräsidenten sein, das Thema der Ungleichheit in Deutschland stärker zu akzentuieren. Gerade in der Pandemie werde viel zu wenig beachtet, dass Krankheit und Sterblichkeit sehr mit dem sozialen Status verbunden seien. Trabert warf der Bundesregierung außerdem vor, angesichts der Not von Flüchtlingen im Mittelmeer der humanitären Verantwortung Deutschlands in keiner Weise gerecht zu werden.

Bereits Bundestagskandidat für die Linke

Der Mediziner ist Gründer und Vorsitzender des Vereins Armut und Gesundheit in Deutschland. Er nahm wiederholt an zivilen Einsätzen zur Seenotrettung von Migranten im Mittelmeer teil. Bei der Bundestagswahl im September hatte Trabert im Wahlkreis Mainz als Direktkandidat der Linken für den Bundestag kandidiert, er wurde aber nicht gewählt.

Die Bundesversammlung tritt am 13. Februar zusammen. Sie wird 1472 Mitglieder zählen – die 736 Abgeordneten des Bundestags und eine gleich große Zahl von Menschen, die die 16 Landtage entsenden. Die Linke stellt dort nach dpa-Recherchen 71 Mitglieder. Die AfD hatte ebenfalls angekündigt, einen Kandidaten aufzustellen, aber noch keinen Namen genannt.

Bei Steinmeiers erster Wahl zum Bundespräsidenten vor fünf Jahren hatte die Linke ebenfalls einen Gegenkandidaten aufgestellt, damals schickte sie den Armutsforscher Christoph Butterwegge ins Rennen. (dpa)

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