Krankenhäuser

MB findet Spahns Rückkehrkonzept mangelhaft

Die Krankenhäuser sollen langsam wieder in den Regelbetrieb zurückkehren. Doch das vorgeschlagene Konzept hält die MB-Vorsitzende für unausgegoren.

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Berlin. Das Acht-Punkte-Konzept des Bundesgesundheitsministers zur langsamen Wiederaufnahme des Regelbetriebs in den Krankenhäusern wird vom Marburger Bund scharf kritisiert.

Das Konzept erwecke den Anschein, dass es vergleichsweise leicht sei, Kapazitäten im Krankenhaus auch in der Corona-Pandemie perfekt zu planen, so die MB-Vorsitzende Dr. Susanne Johna. Mit dezidierten Prozentangaben, deren Bezugsgrößen überwiegend fehlten, werde eine schrittweise Erhöhung planbarer OP-Kapazitäten empfohlen. Unberücksichtigt bleibe dabei, dass es neben planbaren Operationen eine große Anzahl anderer Behandlungen gebe. So habe das Bundesgesundheitsministerium die komplette Notfallversorgung, die nicht-operative Behandlung Schwerkranker außerhalb der Intensivstationen sowie die diagnostische Abklärung von Patienten nicht erwähnt, bemängelt Johna.

Personal häufiger testen, Patienten screenen

Jens Spahn beschreibe in seinem Konzept einen neuen Alltag. Zu diesem gehöre auch, dass die Mitarbeiter in den Kliniken schon jetzt mit dem Risiko einer Ansteckung konfrontiert seien, ohne dass Infektionen systematisch erfasst würden. „Das medizinische und pflegerische Personal müsste sehr viel häufiger auf SARS-CoV-2 getestet werden“, fordert die MB-Vorsitzende. Zusätzlich sollten alle Patienten, die neu aufgenommen werden, auf das Coronavirus gescreent werden. Die Testkapazitäten seien vorhanden und müssten voll ausgeschöpft werden.

Normalbetrieb gab es schon vor der Corona-Krise nicht

Als frustrierend bezeichnet Johna, dass Ärzte und Pflegekräfte im Konzept des Gesundheitsministeriums faktisch nicht berücksichtigt würden. „Wir wollen nicht, dass Ausnahmeregelungen zum Alltag werden“, so Johna. „Es kann nicht sein, dass Personalmindeststandards in der Pflege dauerhaft ausgesetzt bleiben. Diese Ausnahmeregelungen zeigen, dass wir eben keinen Alltag in den Kliniken haben – und erst recht keinen ‚Normalbetrieb‘“, so Johna. Im Gegensatz zu Beatmungsgeräten ließe sich medizinisches und pflegerisches Personal nicht aus dem Hut zaubern. „Wir hätten uns gewünscht, dass das BMG die ohnehin schon starke Belastung des Personals im Regelbetrieb in seine Überlegung einbezieht“, sagt die MB-Vorsitzende. Denn auch der Normalbetrieb vor der Corona-Krise sei alles andere als normal gewesen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte am Dienstag unter anderem vorgeschlagen, dass nur noch 25 Prozent statt wie bisher 50 Prozent der Intensivkapazitäten für COVID-19-Patienten freigehalten werden sollen. Die Länder sollen diese Ressourcen allerdings regional umgruppieren können, um Schwerpunkte sowohl in der COVID-19- als auch in der Regelversorgung zu schaffen. Zudem sollen wieder 70 Prozent der OP-Kapazitäten für die Regelversorgung bereitstehen. (chb)

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