MVZ fordern mehr Unterstützung von den KVen

Die Zukunft der Versorgung auf dem Land treibt auch die Vertreter der Medizinischen Versorgungszentren um. Sie fordern ein Ende des ideologischen Kampfes gegen die MVZ und mehr Hilfe von den KVen.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Ein Landarzt auf dem Weg zu seinen Patienten. Die Bevölkerung schrumpft, die Morbidität steigt.

Ein Landarzt auf dem Weg zu seinen Patienten. Die Bevölkerung schrumpft, die Morbidität steigt.

© Klaus Rose

BERLIN. Für Dr. Bernd Köppl trägt die Zukunft der medizinischen Versorgung absurde Züge.

Trotz einer insgesamt schrumpfenden Bevölkerung werde es einen wachsenden Bevölkerungsanteil mit deutlich höherem Versorgungsbedarf geben, sagt der Vorsitzende des Bundesverbandes der Medizinischen Versorgungszentren-Gesundheitszentren-Integrierte Versorgung (BMVZ) beim BMVZ-Kongress "Wo ist mein Arzt?" am Dienstag in Berlin.

Beispiel Landkreis Uckermark: 2010 lebten dort rund 133.000 Menschen, von denen rund 40.000 älter als 60 Jahre waren. 2030 werden es 113.000 Menschen sein. Der Anteil der über 60-Jährigen wird sich laut einer Prognose des Landkreises auf rund 50.000 erhöht haben.

Trennung von ambulanter Praxis und Klinik überwinden

Trotz abnehmender Bevölkerung bräuchten die Menschen also mehr Ärzte, um die medizinische Versorgung aufrecht zu erhalten, schließt Köppl aus solchen Zahlen.

Das Mittel, der drohenden Unterversorgung zu begegnen, sieht Köppl darin, die strikte Trennung von ambulanter Praxis und Krankenhaus zu überwinden.

Regionale Krankenhäuser müssten sich als Zentren von ambulanter und stationärer Medizin verstehen. Die Zukunft der medizinischen Versorgung liege nicht nur in den Einzelpraxen, sondern auch in neuen trägerbasierten kooperativen Organisationsformen zwischen den MVZ, den Ärztenetzen und den Krankenhäusern. Auch die Kommunen führt Köppl als Akteure an.

Wenn die Kassenärztlichen Vereinigungen die flächendeckende Sicherstellung der Versorgung nicht hinbekämen, gewinne deren Rolle als Praxenbetreiber an Gewicht, wandere mithin ein Stück Selbstverwaltung Richtung Staatsmedizin.

Vor dem Hintergrund der schwindenden Niederlassungsbereitschaft bitte er darum, dass die Selbstverwaltung ihren ideologischen Kampf gegen die MVZ aufgebe. Stattdessen sollten auch die Kassenärztlichen Vereinigungen neue Organisationsformen der Versorgung positiv unterstützen.

Eine flexible Möglichkeit, Versorgung zu sichern, könne auch die Unterstützung von Zweigpraxengründung durch die KVen sein, sagte Dr. Monika Schliffke, designierte Vorstandsvorsitzende der KV Schleswig-Holstein.

Lebensplanung künftiger Landärzte berücksichtigen

Für den Nachwuchs ist der Lehrsatz, nur der freiberufliche Arzt in der Einzelpraxis sei Garant für eine gute Versorgung, ohnehin hinfällig.

"Das Leben neben der Arbeit genießt hohe Priorität", beschreibt Melissa Camara Romero die Präsidentin der Bundesvertretung der Medizinstudierenden Deutschlands, die studentischen Erwartungen an die Arbeitswelt.

Die Planung ärztlicher Versorgung dürfe daher die Lebens- und Karriereplanung der künftigen Landärzte nicht einschränken, sagte Camara Romero. "Noch sind die Arbeitsbedingungen auf dem Land nicht so, wie sie sein könnten", sagt die junge Medizinerin.

Barrieren seien die Berührungsängste mit der Praxisführung, dem Arztrecht und der Bürokratie. Überfordert fühlten sich manche Medizinstudierende auch von der sozialen Verantwortung, die ein Hausarzt auf dem Land innehabe.

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