Positionspapier

Marburger Bund will in KVen mehr Macht für angestellte Ärzte

Beratender Fachausschuss – das reicht aus Sicht des Marburger Bunds nicht: Angestellte Ärzte sollen eine separat zu wählende Vertretung im KV-System erhalten. Die KVen repräsentierten die Interessen dieser Ärzte nicht genug.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
Zahlen aus dem Jahr 2016 nach dem Bundesärzteregister der KBV.

Zahlen aus dem Jahr 2016 nach dem Bundesärzteregister der KBV.

© Andrea Warnecke/dpa; Grafik: Ärzte Zeitung

BERLIN. Der Marburger Bund fordert, angestellte Ärzte in den Gremien von KV und KBV besser zu repräsentieren. Das in seinen Gremien traditionell mit niedergelassenen Ärzten besetzte KV-System werde "der Interessenlage der zunehmenden Zahl Angestellter und damit auch Teilzeitbeschäftigter nicht gerecht, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Positionspapier des MB.

Zentrale Forderungen sind:

  • Eigener Wahlkörper für angestellte Ärzte: Dies sei nötig, um für eine repräsentative Vertretung Angestellter im KV-System zu sorgen. Die bereits vorgeschriebene Einrichtung von beratenden Fachausschüssen für angestellte Ärzte allein sei nicht ausreichend. Das Bundesgesundheitsministerium habe die Forderung nach einem eigenen Wahlkörper zurückgestellt mit der Begründung, es bedürfe zunächst einer "grundlegenden Diskussion über die Strukturen in der ärztlichen Selbstverwaltung".
  • Bessere Repräsentanz in den Gremien der KVen und KBV: Die Einflussnahme auf die Gestaltung ureigener Aufgaben der Selbstverwaltung sei nur "über eigenes Engagement in den Gremien" der KVen möglich. Dies seien in erster Linie die Vertreterversammlungen, aber auch die nach Gesetz einzurichtenden "beratenden Fachausschüsse" auf Bundes- und Landesebene. Ein erster Erfolg sei die Durchsetzung einer Regelung im Selbstverwaltungsstärkungs-Gesetz gewesen: Die große Koalition hat bundeseinheitlich geregelt, dass Ärzte ab einem Anstellungsumfang von zehn Stunden Mitglied ihrer KV sind und das Wahlrecht erhalten.
  • Beseitigung rechtlicher Nachteile im Vergleich zu Vertragsärzten: Der MB verweist auf Erfolge, die –  zusammen mit dem Bundesverband Medizinische Versorgungszentren (BMVZ) – im Versorgungsstärkungsgesetz erreicht wurden. Beispiele seien die Angleichung beim Arbeits- und Zulassungsrecht oder bei den Zeitprofilen für angestellte Ärzte in den Plausibilitätsprüfungen. Es gehe dem MB darum, auch künftig, "gegen den Aufbau rechtlicher Unterschiede zu Lasten angestellter Ärzte in der ambulanten Versorgung einzutreten".

Die KBV hat nach Anfrage der "Ärzte Zeitung" bis Redaktionsschluss nicht zum Papier des MB Stellung genommen. Indes gärt die Diskussion über die Vertretung angestellter Ärzte im KV-System. Nach Zahlen des Bundesarztregisters waren im vergangenen Jahr bundesweit rund 18 Prozent der Ärzte und Psychotherapeuten in der vertragsärztlichen Versorgung angestellt. Vor zehn Jahren lag der Anteil noch bei nur vier Prozent.

Dr. Bernd Köppl, Vorsitzender des BMVZ, geht davon aus, dass diese Quote in fünf Jahren auf 30 bis 40 Prozent steigen wird. Das sei eine Größenordnung, "an der das KV-System nicht mehr vorbeikommt", sagte Köppl im Interview mit der "Ärzte Zeitung". "Man kann keine Institution verteidigen, in der knapp die Hälfte der Mitglieder nicht mehr repräsentiert ist". Nach einer Erhebung des Verbands gehen von 681 Mandaten, die bundesweit in den KVen vergeben wurden, "weniger als zwei Prozent an angestellte Ärzte", beklagt Köppl.

Die Bedeutung der angestellten Ärzte variiert je nach Fachrichtung. Bei Hausärzten ist die Gruppe der Vertragsärzte mit 84,4 Prozent noch sehr dominant. Bei Kinderärzten oder Nervenärzten sind es nur noch rund 70 Prozent. Bei Radiologen befindet sich die Gruppe der Vertragsärzte mit 47 Prozent bereits in der Minderheit. Bei ärztlichen wie bei psychologischen Psychotherapeuten dagegen sind Angestellte mit fünf bis sechs Prozent noch die Ausnahme.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Junge Professorin

Carolin Schneider: Weibliches Vorbild in der Forschung

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

In der Niederlassung

Körperliche Untersuchung vor einem Ultraschall – sinnvoll oder nicht?

Lesetipps
Eine Hand mit aggressiver Geste.

© Doodeez / Stock.adobe.com

Kommunikationstrainer gibt Tipps

Aggressive Patienten: So können Ärztinnen und Ärzte deeskalieren

Prof. Carolin Schneider in einem Hörsaal

© Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste | Bettina Engel-Albustin 2022

Junge Professorin

Carolin Schneider: Weibliches Vorbild in der Forschung

Ein Gefäß mit atherosklerotischen Plaques

© Tatiana Shepeleva / stock.adobe.com

Primärprävention

Empfehlungen aktualisiert: LDL-Cholesterin wann und wie senken?