Porträt zum Ärztetag

Martin Grauduszus

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Martin Grauduszus

Aktuelle Position: Präsident der "Freien Ärzteschaft" seit Juni 2005.

Werdegang/Ausbildung: Jahrgang 1959, Medizinstudium in Düsseldorf, Approbation 1983, seit 1992 in eigener Praxis in Erkrath-Hochdahl bei Düsseldorf niedergelassen.

Karriere: Vorstandsmitglied Kammer Nordrhein seit 2009, VV-Mitglied der KV Nordrhein seit 2010.

Antwort 1: De-Professionalisierung unseres Berufes, Industrialisierung der Gesundheitsversorgung mit Monopolisierung durch Kapitalgesellschaften, Zerschlagung der wohnortnahen Versorgung, die Aushöhlung der ärztlichen Weiterbildung durch arztfremde Belastungen für Weiterbilder wie für die jungen Kollegen - es gibt weitere "wichtigste" Herausforderungen, etwa die Entmündigung und Entwürdigung unseres Berufes als eines "seiner Natur nach freien Berufes", die Durchlöcherung des hohen Gutes der ärztlichen Schweigepflicht durch - beschlusswidriges! - Forcieren der eCard und der AKR.

Antwort 2: Vorrangig: die Freiheit der ärztlichen Berufsausübung in Klinik und Praxis, unsere Therapiefreiheit, unsere ärztliche Schweigepflicht und die freie Arztwahl als unverzichtbare Grundpfeiler für eine freie Ärzteschaft auf Dauer sichern. Hinzukommen müssen verlässliche wirtschaftliche und organisatorische Rahmenbedingungen. Das alles hat sehr intensiv mit unserer Würde als Ärztin und Arzt zu tun, die man uns seitens der Politik und Krankenkassen zunehmend genommen hat und die wiederherzustellen ist.

Auch die junge Ärztegeneration, der man das Recht auf Weiterbildung nimmt, leidet unter diesem Würdeverlust, indem man die originäre ärztliche Aufgabe der Wissens- und Erfahrungsweitergabe durch nicht hinnehmbare Bürokratievorgaben niederwalzt. Vor diesem Hintergrund ist festzuhalten, dass die BÄK keine Körperschaft des öffentlichen Rechtes ist - insofern an KdöR-immanente Weisungsorgien nicht gebunden ist. Sie muss ihre Reputation in der Öffentlichkeit und ihr moralisches Gewicht mehr als bisher in die Waagschale werfen. Das ist das einzige Instrument - mehr braucht man nicht!

Antwort 3: Das geeignete Instrument sind die Gesprächsbereitschaft, die wir Ärzte immer angeboten haben, und die Dialogfähigkeit, über die wir Ärzte schon von Berufs wegen verfügen. Die Politik muss erkennen, dass die Ärzteschaft der unverzichtbare Teil im Gesundheitssystem ist.

Insofern muss sie unverzüglich das Zuhören, das Reflektieren und das ziel- führende Diskutieren mit jenen wieder lernen, die die Rundum-Versorgung in Klinik und Praxis sicherstellen. Weder Stiftungen noch profitorientierte Konzerne können sich legitim zum Versorgungsalltag äußern! Wenn das bei der Politik endlich ankommt, werde ich die Lösung der o.a. Probleme beherzt angehen.

Antwort 4: Meine wichtigsten Partner sind alle Kolleginnen und Kollegen mit ihren Bedürfnissen und Forderungen, mit ihren Sorgen und Ängsten. Partnerschaft ist darüber hinaus für mich selbstverständlich im BÄK-Präsidium. "Welche Allianzen…?" Aufsichtsrats-Posten werde ich nicht anstreben oder gar ungeprüft annehmen…

Unsere Fragen an die fünf Kandidaten

Frage 1: Definieren Sie die aus Ihrer Sicht drei oder vier wichtigsten Herausforderungen, vor der das Gesundheitswesen und die Ärzteschaft im Besonderen in den nächsten vier bis fünf Jahren stehen werden.

Frage 2: Beschreiben Sie die drei oder vier wichtigsten Ziele, die Sie innerärztlich - als Aufgabe der eigenen Selbstverwaltung - erreichen wollen und benennen Sie dazu geeignete Instrumente.

Frage 3: Benennen Sie die drei oder vier wichtigsten Ziele, die Sie im politischen Raum, also primär mit Hilfe des Gesetzgebers (Bund oder Land) erreichen wollen. Geben Sie auch dafür geeignete Instrumente an.

Frage 4: Wer sind Ihre wichtigsten Partner oder Verbündete? Welche Allianzen streben Sie an?

Jeder der Kandidaten hat - in dieser Reihenfolge - auf die Fragen geantwortet.

Porträts zum 114. Deutschen Ärztetag in Kiel: Wer wird der neue BÄK-Präsident? Martin Grauduszus Dr. Günther Jonitz Dr. Frank Ulrich Montgomery Dr. Theodor Windhorst Dr. Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach

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