Leitartikel zu Medizinstudien
Masse statt Klasse bremst den Fortschritt
Viele klinische Studien dienen weniger dem Erkenntnisgewinn als der Publikationsliste ihrer Autoren - sie sind daher unethisch und eine Verschwendung von Ressourcen, kritisieren US-Ärzte. Ganz falsch liegen sie damit wohl nicht.
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Kaum zu bewältigen: die Flut medizinischer Studien.
© Gaul / iStockphoto
Vor kurzem wurde in der Zeitschrift "Neurology" eine Studie veröffentlicht, nach der ältere Menschen mit Verdacht auf Alzheimer gehäuft stürzen. Die Studie fand ein dreifach erhöhtes Sturzrisiko bei solchen Personen.
Das Ergebnis erreichte knapp das allgemein anerkannte Signifikanzniveau von 5 Prozent (Neurology 2013. online 26. Juni). Allerdings: Die Aussage basiert auf lediglich 18 Personen, bei denen sich mittels PET und Liquorpunktion ein Alzheimerverdacht nachweisen ließ.
Ein Sturz weniger in dieser Gruppe, und das Ergebnis wäre wohl nicht mehr signifikant gewesen. Auch wenn man kein Statistikexperte ist, so richtig glaubwürdig kommt einem das knappe Resultat sicherlich nicht vor.
Dem schließt sich eine zweite wichtige Frage an: Wäre das Ergebnis auch veröffentlicht worden, wenn es das Signifikanzniveau nicht erreicht hätte? Vermutlich nicht.
Wahrscheinlich hätten die Autoren sich dann nicht einmal getraut, die Arbeit einzureichen, denn jeder vernünftige Gutachter hätte bemängelt, dass sie viel zu wenig Power hat, um ein positives Ergebnis aufzuspüren.
Man kann nur ahnen, wie viele solcher Studien nie publiziert oder gerade so lange geführt werden, bis ein signifikantes Ergebnis erkennbar ist, das sich veröffentlichen lässt.
Gelegentlich gewinnt man daher den Eindruck, als habe eine Studie mit der Publikation des Ergebnisses ihren Zweck erfüllt ...