Medizin - ein krisenfester Jobmotor

Die Gesundheitsbranche schafft überproportional viele Arbeitsplätze, sie ist durch den Gesundheitsfonds auch vor der Wirtschaftskrise recht gut geschützt.

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Es gibt keinen Grund für eine Apokalypse - das war die Botschaft des ehemaligen Wirtschaftsweisen Professor Bert Rürup gestern bei der Eröffnung des Hauptstadtkongresses. Akut stabilisiert die Gesundheitswirtschaft die Gesamt-Ökonomie, und die Branche ist weitaus weniger exportabhängig als die meisten anderen Wirtschaftszweige. "Zwei Drittel der Wirtschaftsleistung und drei Viertel der Beschäftigung in der Gesundheitswirtschaft sind im Vergleich zu anderen Bereichen der Wirtschaft nur unwesentlich vom Exporteinbruch betroffen", so Rürup.

Der Gesundheitsfonds sichere die Medizin noch ausgeprägter vor konjunkturellen Schwankungen, weil Krankenkassen seit Jahresbeginn garantierte Zuweisungen aus dem Fonds erhalten. "Sie sind in Kombination mit den Steuerzuschüssen mithin konjunkturresistenter als je zuvor." Ungeachtet dessen sei 2010 eine weitere Finanzreform der GKV notwendig.

In der Vergangenheit sind in der Gesundheitswirtschaft überproportional viele neue Arbeitsplätze entstanden. Zwischen 1996 und 2007 ist die Beschäftigung um 14 Prozent (Gesamtwirtschaft plus sechs Prozent) auf knapp 4,8 Millionen gewachsen. Die Bruttowertschöpfung der Gesundheitswirtschaft stieg im gleichen Zeitraum um 39 Prozent auf 224 Milliarden Euro; das Wachstum der Medizinbranche und der mit ihr verwandten Seltoren war damit mehr als doppelt so stark wie das der Gesamtwirtschaft.

Rürup geht davon aus, dass das Gesundheitswesen auch in Zukunft ein Jobmotor bleiben wird. Der Ökonom schüttet dabei allerdings Wasser in den Wein: Die Ursache sei, dass in der personalintensiven ärztlichen und pflegerischen Versorgung nur begrenzt Rationalisierungsreserven stecken, somit einer Steigerung der Arbeitsproduktivität Grenzen gesetzt sind. Und: Schon in der Vergangenheit sei erheblich Speck abgeschmolzen worden.

Wachstumsmotor sei die Gesundheitswirtschaft daher nur begrenzt: Das größte Potenzial dafür haben die technologieintensiven und exportstarken Unternehmen der pharmazeutischen Industrie und der Medizintechnik.

Helmut Laschet

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