Fehlzeiten-Report 2016

Mieses Betriebsklima - kranke Mitarbeiter

Ein Report der AOK hat sich den Zusammenhang von Unternehmenskultur und Gesundheit vorgeknöpft.  Ein schlechtes Betriebsklima treibt demnach die AU-Tage in die Höhe. Was können Arbeitgeber tun, damit Mitarbeiter gesund bleiben?

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Immer nur meckern? Mitarbeitern ist es wichtig, dass der Chef auch mal lobt.

Immer nur meckern? Mitarbeitern ist es wichtig, dass der Chef auch mal lobt.

© detailblick/Fotolia

BERLIN. Die Unternehmenskultur hat entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit und den Krankenstand der Belegschaft. Darauf verweist der aktuelle "AOK Fehlzeiten-Report 2016" des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).

 "Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen Art und Weise, wie Beschäftigte ihre Arbeit erleben, und ihrer Gesundheit", sagte der stellvertretende WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder am Montag bei der Vorstellung des Reports in Berlin.

Für das Schwerpunktthema "Unternehmenskultur und Gesundheit - Herausforderungen und Chancen" hat das WIdO mehr als 2000 Beschäftigte zwischen 16 und 65 Jahren befragt. Zwei Drittel der Mitarbeiter von Unternehmen mit schlechter Unternehmenskultur stellen einen Zusammenhang zwischen ihrer Arbeit und physischen Beschwerden her.

Ähnlich hoch (65,1) liegt der Wert für psychische Leiden. Umgekehrt machen jeweils nur rund ein Drittel der Mitarbeiter in gut geführten Betrieben ihre Tätigkeit für körperliche oder seelische Gebrechen verantwortlich.

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Wie setzt sich gute Unternehmenskultur zusammen?

Aus welchen Bestandteilen sich eine gute Unternehmenskultur zusammensetzt, lässt sich den Antworten von Führungskräften auf eine Umfrage des Beratungsunternehmens Kienbaum entnehmen.

In absteigender Reihenfolge waren dies Führungsqualität, Kundenorientierung, Wirtschaftlichkeit/Effizienz, Veränderungsbereitschaft, Zielorientierung und Innovationsförderung. Andere Quellen geben zudem Teamorientierung, Integrität und Vertrauen an.

Mitarbeitern ist ausweislich der WIdO-Umfrage wichtig, dass ihr Arbeitgeber zu ihnen steht und sie auch einmal lobt. Dies nehmen aber nur gut die Hälfte der Arbeitnehmer so wahr.

Für die Arbeitgeber ist das ein schlechtes Geschäft. Rund ein Drittel der Mitarbeiter in Betrieben mit einer als schlecht empfundenen Unternehmenskultur ist mehr als 15 Tage im Jahr krankgeschrieben. Diese Unternehmen sind zudem dem Risiko des Präsentismus stärker ausgesetzt.

Knapp 17 Prozent ihrer Beschäftigten kommen trotz Krankschreibung zur Arbeit. In den Unternehmen mit gutem Betriebsklima meinen nur zwölf Prozent der Beschäftigten, krank zur Arbeit gehen zu müssen. Insgesamt sind sie aber deutlich weniger krank.

Hohes Präventionspotenzial

In den Daten schlummere hohes Präventionspotenzial sagte Professor Bernhard Badura, ebenfalls Herausgeber des Reports. Nicht der Stress an sich sei der hauptsächlich krankmachende Faktor, sondern fehlende emotionale Bindung zum Betrieb, wenig sinnhafte Tätigkeiten, falsch gesetzte Ziele und die Missachtung der Arbeitsleistung.

Die gesetzliche Krankenversicherung hat 2014 rund 68 Millionen Euro für betriebliche Gesundheitsförderung ausgegeben, die AOK ist mit 25 Millionen Euro beteiligt.

Der Vorsitzende des AOK-Bundesverbands Martin Litsch forderte die Bundesregierung auf, nicht nur die Krankenkassen bei der Prävention in die Pflicht zu nehmen. Steuererleichterungen und Bonussysteme könnten für Unternehmen zusätzliche Anreize setzen, in gesundheitsfördernde Strukturen zu investieren.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Fehlzeiten-Report: Mehr Kultur des Lobens!

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