Selten ist die Pharmaindustrie so missverstanden worden wie in der Diskussion um Patienteninformationen. Viele unterstellen ihr, sie wolle gemeinsam mit der EU-Kommission das Werbeverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel zu Fall bringen. Beide haben aber Anderes im Sinn.

Von Bertold Schmitt-Feuerbach

Umstellung des Lebensstils und Therapietreue sind entscheidend für den Behandlungserfolg bei chronischen Krankheiten, doch weniger als ein Drittel der Patienten sind compliant, sagt die Molekulargenetikerin Dr. Dorothee Gänshirt. Die geschäftsführende Präsidentin der European Health Care Foundation ist überzeugt, dass die Information der Patienten wesentlich dazu beitragen kann, die Compliance zu verbessern.

Wenigstens auf Anfrage wollen Arzneimittelhersteller Patienten über ihre Produkte informieren dürfen.

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In einer großen Befragung von chronisch Kranken durch ihre Stiftung erklärten 80 Prozent der Patienten, dass sie schon einmal aufgrund eines Buches, eines Zeitschriftenartikels oder eines TV-Beitrages ihr Gesundheitsverhalten positiv verändert haben. Das Erstaunliche: Von diesen hatten wiederum 75 Prozent nach eigenem Bekunden das geänderte Verhalten zum Zeitpunkt der Umfrage noch beibehalten.

Um solche Verhaltensänderungen, um die Stärkung der Eigenverantwortung geht es der EU-Kommission, wenn sie den Zugang der Patienten in Europa zu verlässlichen, qualitativ hochwertigen Gesundheitsinformationen verbessern will. Und sie will über eine Gesetzesinitiative erreichen, dass künftig auch die Hersteller dürfen, was sonst jedem erlaubt ist: Patienten über verschreibungspflichtige Arzneimittel zu informieren. Während die Kommission auch Medien wie Publikumszeitschriften oder Fernsehen einbeziehen möchte, ist die Arzneimittelindustrie noch deutlich zurückhaltender. Am Werbeverbot wollen indes beide festhalten.

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