Mit Vernetzung den Mangel bekämpfen
Lange Wartezeiten, späte Diagnosen: Die Versorgung von Patienten mit rheumatoider Arthritis lässt in Deutschland zu wünschen übrig. Die KBV will die Defizite mit einem neuen Versorgungskonzept beseitigen. Teamarbeit von Haus- und Fachärzten wird darin groß geschrieben.
Veröffentlicht:BERLIN. Die Zahl der Betroffenen ist klein - gut ein Prozent aller Bundesbürger leidet unter rheumatoider Arthritis. Frauen sind dreimal häufiger betroffen als Männer. Die Liste an Versorgungsproblemen, auf die die Patienten stoßen, ist dagegen groß: Deutschlandweit gibt es viel zu wenige Rheumatologen - Experten, die wissen, was bei dieser chronischen, sehr schmerzhaften Erkrankung zu tun ist. Entsprechend lang sind die Wartezeiten für die betroffenen Patienten. Mitunter dauert es Monate, bis an den Facharzt überwiesen wird.
Nach Ansicht von Experten ist das ein großes Problem: Denn mit einer zeitnahen Überweisung von rheumakranken Patienten an Rheumatologen ließen sich Lebensqualität und Lebenszeit der Betroffenen enorm steigern und hohe Folgekosten der Erkrankung senken.
Vor diesem Hintergrund hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) gemeinsam mit dem Bundesverband Deutscher Rheumatologen (BDRh) ein eigenes Versorgungskonzept für Patienten mit rheumatoider Arthritis entwickelt. "Rheumatoide Arthritis haben wir auf die Agenda genommen, weil die bestehende Versorgungsstruktur defizitär ist", sagt KBV-Chef Dr. Andreas Köhler. "Es gibt zu wenige Spezialisten für diese Erkrankung."
Umso wichtiger sei es, mithilfe eines Kooperationskonzepts die an der Versorgung beteiligten Krankenhäuser, die ambulant tätigen Spezialisten und die Hausärzte eng zu vernetzen. "Dabei setzen wir auf die Bildung von spezialisierten Teams und die Etablierung einer qualitätsgesicherten und evidenzbasierten Behandlung, die sich an klaren Qualitätszielen orientiert." Im Klartext heißt dies: Die Versorgung durch Haus- und Fachärzte erfolgt in sogenannten Rheumatoide-Arthritis-Teams. Diese gehen nach zuvor gemeinsam festgelegten Behandlungs- und Medikationspfaden vor. Diese wiederum sind in einer speziellen Vertragssoftware beschrieben und abrufbar.
Erste Krankenkassen finden bereits Gefallen an dem Projekt: So will etwa die Techniker Krankenkasse in den Vertrag mit der KBV einsteigen. Die Verhandlungen laufen.