Früherkennung

Montgomery fordert Nutzenprüfung

BÄK-Präsident Montgomery will den Nutzen von Früherkennung überprüfen lassen. Die KBV startet derweil eine Präventionsinitiative zum Hautkrebs-Screening.

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BERLIN. Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Professor Frank Ulrich Montgomery, hat sich für eine Überprüfung bestimmter Untersuchungen zur Früherkennung ausgesprochen.

"Wir müssen Nutzen und Risiko der Vorsorgeuntersuchungen stärker hinterfragen als bisher", sagte er der "Berliner Zeitung" vom Samstag. Die Krankenkassen begrüßten den Vorstoß. Die KBV hat derweil eine neue Initiative zum Hautkrebs-Screening gestartet.

Montgomery bezog sich vor allem auf bestimmte Programme zur Krebserkennung. Studien zeigten, dass sich die Zahl der Todesfälle durch derartige Untersuchungen nur marginal senken lasse.

Zudem würden oft nur die erreicht, die sich ohnehin um ihren Körper kümmern, sagte Montgomery: "Nötig ist eine wissenschaftliche Analyse aller Statistiken, die es zu den Vorsorgeuntersuchungen gibt, um das Verhältnis von Nutzen und Risiko besser zu bestimmen."

Der BÄK-Präsident ergänzte am Samstag: "Die etablierten Vorsorgeuntersuchungen gerade im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin stehen dabei ebenso wenig infrage wie die Check-up-Untersuchungen für Erwachsene."

Der Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Professor Jürgen Windeler hatte zum Jahreswechsel den Sinn vieler Vorsorgeuntersuchungen angezweifelt. Nach wissenschaftlichen Kriterien seien unter anderem die Tastuntersuchung auf Prostatakrebs, der regelmäßige allgemeine Check-up und das Hautkrebs-Screening fragwürdig, sagte er.

Patienten müssten wissen, dass es dabei auch um wirtschaftliche Interessen der Ärzte gehe. Montgomery betonte: "Wenn die Wissenschaft, insbesondere Herr Windeler vom Institut für Qualität im Gesundheitswesen, Zweifel an bestimmten Massenscreenings hat, dann müssen wir das ernst nehmen." Die Krankenkassen begrüßten die Ankündigung.

Die KBV hat erst vor wenigen Tagen zusammen mit den KVen eine Kampagne mit Plakaten und Flyern für Hautkrebs-Früherkennung gestartet. Denn nur knapp jeder dritte Bundesbürger über 35 Jahre nutze seinen Anspruch darauf. "Dabei kann Hautkrebs sehr gut erkannt werden und ist im Frühstadium gut heilbar", so die KBV. (dpa/eb)

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