„ÄrzteTag“-Podcast
Wie aufwändig ist es, Patienten an die richtige Stelle zu steuern, Herr Flohr und Herr Klein?
Primärarztsystem und Patientensteuerung gegen die Fehlversorgung: Was die Bundespolitik jetzt plant, das wird mancherorts auf freiwilliger Basis schon gemacht. Im „ÄrzteTag“-Podcast geben Sebastian Klein und Dr. Jürgen Flohr vom Gesundheitsnetz Leipzig Auskunft, wie es gehen kann.
Veröffentlicht:Wie können Patientinnen und Patienten ohne Zwang dazu gebracht werden, „dass der richtige Patient beim richtigen Facharzt landet“? Mit der Einrichtung eines Primärarztsystems planen die Gesundheitspolitiker der aktuellen Koalition, die Steuerung der Patientinnen und Patienten zu verbessern. Bemühungen um eine verbesserte Patientensteuerung gibt es bereits seit vielen Jahren an der Basis, zum Beispiel in Arzt-, Praxis- und Gesundheitsnetzen.
Im „ÄrzteTag“-Podcast berichten der Vorstandsvorsitzende des Gesundheitsnetzes Leipzig Dr. Jürgen Flohr und Netzmanager Sebastian Klein von den Aktivitäten des Netzes in Sachen Patientensteuerung seit der Gründung des Netzes 2009. So habe man bereits früh bei Überweisungen auf ein „A-, B-, C-System“ gesetzt, um die Dringlichkeit einer Überweisung zu kategorisieren, berichtet Allgemeinmediziner Flohr, ähnlich wie das später beim Hausarztvermittlungsfall im EBM realisiert worden sei.
Primärarzt, HzV und Co.
Modelle der Patientensteuerung: Eine Synopse
Entscheidend, so Flohr und Klein, sei es jedoch, dass die Ärztinnen und Ärzte sich kennen und dass sie sich vertrauen. Dazu gehöre auch, daran zu denken, welche Leistungen in welcher Praxis erbracht werden, wie die Geräteausstattung in welcher Praxis ist, welche Praxisschwerpunkte dort gepflegt werden – und nicht zuletzt, auf welche Befunde von welchem Kollegen man vertrauen könne.
Praxisübergreifende Behandlungspfade
Das Gesundheitsnetz in Leipzig, an das sich mittlerweile mehr als 100 Haus- und Fachärzte sowie Therapeuten angeschlossen haben, ging aber noch erheblich weiter und entwickelte praxisübergreifende Behandlungspläne. In Arbeitsgruppen, berichtet Allgemeinmediziner Jürgen Flohr, habe man abgesprochen, in welchen Fällen welche Vorbefunde benötigt werden, damit eine Versorgung „Hand in Hand“ stattfinden kann.
Auch die Übergabepunkte, wann eine Überweisung nötig wird, wurden im Netz bei den wichtigsten Indikationen definiert, ebenso Kontaktpunkte, wie in dringlichen Fällen ein schneller Kontakt für eine Terminvereinbarung oder für ein kurzes Gespräch erreicht werden kann.
Flohr erläutert im Gespräch, welchen Aufwand das Gesundheitsnetz betreiben musste, um Behandlungspfade bei bestimmten Indikationen zu erarbeiten, inwiefern sich die genaue Absprache ökonomisch auszahlt, wie das Netz in Leipzig mit seinen Aktivitäten bei den Patientinnen und Patienten ankommt und nicht zuletzt, wie die verbesserte Steuerung sich direkt auf die Versorgung und die Arbeitslast in den Praxen auswirkt.