Nervenärzte im Saarland machen am Mittwoch die Praxen dicht

SAARBRÜCKEN (kin). Im Saarland bleiben am Mittwoch die Praxen vieler Nervenärzte geschlossen. Zu der Aktion aufgerufen hat der Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN) an der Saar.

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Die Praxisschließung ist Teil einer bundesweiten Aktionswoche der Nervenärzte. "Wir sehen die Versorgung der neuropsychiatrischen Patienten im ambulanten Bereich gefährdet", heißt es in einer Erklärung der saarländischen Nervenärzte.

Der BVDN-Landesvorsitzende Dr. Helmut Storz sprach von einer "massiven Unterversorgung" im Saarland. "Aktuell müssen die Patienten auf einen Termin fünf bis sechs Wochen warten", erklärte Storz. Um die Versorgung einigermaßen sicherzustellen, müsse man derzeit rund 60 Stunden pro Woche arbeiten.

Viele Nervenärzte fürchten um die Praxisnachfolge.

Grund für den Engpass sei die gestiegene Zahl von Patienten etwa mit Depressionen, Psychosen oder Demenz. Jeder 18. Saarländer gehe inzwischen einmal im Quartal zum Nervenarzt, Psychiater oder Neurologen. In seiner Praxis habe sich die Zahl der Patienten binnen zehn Jahren verdoppelt. Auch um den nervenärztlichen Nachwuchs ist es offenbar schlecht bestellt.

In einer Umfrage des BVDN-Landesverbandes gaben 74 Prozent der Fachärzte an, dass sie keine Chance sähen, für ihre Praxis einen Nachfolger zu finden. Dabei beträgt das Durchschnittsalter der rund 70 niedergelassenen Nervenärzte, Neurologen und Psychiater bereits etwa 53 Jahre. Mehr als ein Dutzend von ihnen gehört zur Gruppe "60 plus".

Die Fachgruppe klagt auch über schlechte Honorierung. "Für einen Früherkennungstest auf Alzheimer-Demenz brauche ich 20 Minuten", berichtete Storz. "Dafür bekomme ich ein Euro und 93 Cent Vergütung." Die Klagen der Nervenärzte kommen dagegen aus Sicht der KV überraschend: Nach der Simulation der KV für das erste Quartal 2009 ist gerade diese Fachgruppe der Gewinner der Vergütungsreform. Ihr durchschnittliches Honorar je Praxis wird laut KV im Vergleich zum ersten Quartal 2008 um über 28 Prozent auf etwa 53 000 Euro steigen. Das wäre mehr als Hausärzte zu erwarten haben - im Schnitt 51 000 Euro. Ganz anders sieht das BVDN-Landeschef Storz: Er fürchtet bereits im zweiten Quartal "einen Absturz."

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