Psychiatrische Versorgung

Netzwerke helfen Patienten

Eine neue Studie legt nahe: Vernetzte Versorgung psychisch kranker Menschen kann Krankenhauseinweisungen verhindern.

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BERLIN. Vernetzte Versorgung in gemeindepsychiatrischen Strukturen kann zu einer Verringerung stationärer Aufnahmen führen. Das hat die Evaluation des NetzWerk psychische Gesundheit (NWpG) der Techniker Krankenkasse (TK) ergeben, die in Berlin vorgestellt worden ist.

Die Aufnahme in das Projekt führte dazu, dass die durchschnittliche Zahl der im Krankenhaus verbrachten Tage von 22 auf sieben sank, berichtete Katja Kleine-Budde vom Göttinger AQUA-Institut bei der Vorstellung der Ergebnisse.

AQUA, das Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung der Universität Heidelberg und Wissenschaftliche Institut der Techniker Krankenkasse (WINEG) hatten die Evaluation im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums vorgenommen.

Das Absinken der Hospitalisierungsrate in dem Patientenkollektiv in 17 untersuchten Netzwerken, das mehr als 11.000 Menschen umfasst, führt das Forscherteam auf die verstärkte individuelle Betreuung zurück, zum Beispiel über aufsuchende Versorgung, Psychotherapie ohne Antragsverfahren und eine ständig erreichbare Hotline.

Auch die Fähigkeiten, selbstbestimmt zu leben und die Lebensqualität an sich verbesserten sich durch die Aufnahme in das Programm. Hauptdiagnosen der betreuten Patienten sind Drogenprobleme und Depressionen.

Trotz der auf den ersten Blick guten Ergebnisse wird die Techniker Krankenkasse die Aufnahmekriterien nachschärfen, kündigte Frank Herrmann von der TK an.

Die "Neuausrichtung bei der Selektion" von Patienten für NWpG soll vor allem schwereren Fällen zu Gute kommen. Verträge in Niedersachsen und Thüringen seien bereits gekündigt. Grund: Die 1400 Euro Zuschuss je Patient und Jahr von der Kasse rechnen sich derzeit im Vergleich zur Regelversorgung nicht.

Das Interesse des Gesundheitsministeriums an der Versorgung psychisch kranker Menschen ist hoch. "Wir beobachten eine Zunahme des Leistungsgeschehens", sagte Referatsleiter Dr. Thomas Stracke. Deutschland gebe viel Geld für diese Patientengruppe aus.

Dennoch gebe es Berichte über Qualitätsprobleme, oft ausgelöst an den Sektorengrenzen. Die Autoren der Studie "Vernetzte Versorgung 13 +1" kommen zu dem Schluss, dass sich bestehende Schnittstellenprobleme nur bedingt durch IV-Modelle lösen ließen, sondern eher durch lösungsorientierte Mitarbeiter. (af)

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