Sexuelle Gewalt

Neues Konzept zur Prävention von Übergriffen

Sexuelle Gewalt verstehen und stoppen: Das ist das Ziel eines bislang einmaligen Behandlungskonzepts.

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HANNOVER. Die Klinische Psychologie und Sexualmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) bietet Patienten mit sexuellen Gewaltfantasien ab sofort ein neues Behandlungskonzept an: Prävention und Behandlung dysregulierter Sexualität, kurz PBDS. Es richtet sich an Menschen, die fürchten, ihre sexuellen Impulse nicht mehr kontrollieren zu können, teilte die MHH zur Vorstellung des Angebots am Mittwoch mit. Dazu gehören neben dem exzessiven Konsum von Pornografie auch sexuelle Gewaltfantasien und sexuelle Übergriffe auf Frauen.

"Tatprävention ist der beste Opferschutz", so das Motto der Initiative. Die Patienten sollen lernen, ihre Sexualität zu regulieren und so sexuelle Übergriffe auf Frauen zu verhindern.

"Mit dem Projekt betreten wir echtes Neuland", sagt Professor Dr. Uwe Hartmann, Leiter des Arbeitsbereichs Klinische Psychologie und Sexualmedizin an der MHH. Insgesamt vier Experten des Arbeitsbereichs stellen ihre therapeutische Hilfe den Patienten kostenlos zur Verfügung und beraten Hilfesuchende auch anonym, heißt es. Gegen die Teilnehmer darf gegenwärtig aber kein Ermittlungs- oder Strafverfahren vorliegen.

Das Leiden der Opfer sexueller Gewalt ist enorm, sagt Hartmann: "Die psychiatrischen Kliniken sind voller sexuell traumatisierter Menschen." In Europa werde jede 20. Frau im Laufe ihres Lebens Opfer einer Vergewaltigung. 2016 wurden allein in Niedersachsen 954 Vergewaltigungen oder sexuelle Nötigungen angezeigt; in 98 Prozent der Fälle waren die Tatverdächtigen Männer; etwa zwei Drittel der Opfer stammen aus dem Nahfeld der Täter, waren also Partner oder Bekannte. Dabei existiert ein erhebliches Dunkelfeld: Weniger als zehn Prozent der Frauen in Deutschland wenden sich im Falle sexueller Gewalt an die Polizei und nur drei bis vier Prozent der Fälle werden zur Anzeige gebracht.

Das Sozialministerium Niedersachsen fördert das Projekt für drei Jahre mit 450.000 Euro. "Jeder einzelne verhinderte Übergriff ist es wert", so Landessozialministerin Cornelia Rundt (SPD). (cben)

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