Nicht Umverteilung, sondern mehr Geld heißt die Devise

Hausarztverträge sind derzeit ein großes gesundheitspolitisches Thema. Aber nicht alle Mitglieder des Hausärzteverbandes sehen die Selektivverträge als Segen.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:

HAMBURG. Große Fragen brauchen große Antworten. Hausarzt Dr. Stephan Hofmeister und Dr. Carl-Heinz Müller vom Vorstand der KBV warnten ihre Hamburger Kollegen dringend vor Selektivverträgen und warben für die große Lösung: die KV. "Selektivverträge führen lediglich zur Neuverteilung des Geldes", sagte Hofmeister vor rund 60 Kollegen in der Ärztekammer Hamburg, "aber das wollen wir nicht. Sondern wir wollen mehr Geld für unsere Arbeit!"

Hofmeister ist zwar Hausarzt und Mitglied des Hausärzteverbandes an der Elbe, aber seinen Verbandskollegen gleichwohl

ein Dorn im Auge. Denn er geht in der bevorstehenden KV-Wahl mit einer verbandskritischen Liste an den Start. In Hamburg hat er, wie er selbst sagt, "bewusst zu einer Fortbildungsveranstaltung eingeladen und nicht zu einer Wahlveranstaltung." Ganz gelungen ist ihm die Umetikettierung nicht.

Nach Hofmeisters Überzeugung ist eine Verbesserung der Versorgung nur durch eine dezidierte Unterstützung des KV-Systems möglich, nicht aber mit der "Aufsplittung der Vertragslandschaft". "Wenn alle Kassen Selektivverträge abschließen, dann haben wir bald 250 verschiedene Verträge in Deutschland, mit dem Ergebnis, dass diese Selektivverträge auch selektive Interessen schaffen. Das spaltet die Ärzteschaft!" Selektivverträge forderten für mehr Geld auch auch mehr Leistung, wie zum Beispiel Samstagssprechstunen, das müsse allen klar sein, so Hofmeister. Die Haftung lande beim einzelnen Arzt, das Widerspruchsrecht in Honorarfragen entfalle und auch die Sicherstellung falle schließlich auf den einzelnen Arzt zurück, wie das Beispiel Bremen zeige, erklärte Hofmeister. In Bremen hat die KV sich im Zusammenhang mit dem Streit um die Hausarztzentrierte Versorgung geweigert, den Notdienst für eingeschriebene Patienten zu übernehmen. Anstelle längst fälliger höherer Honorare brächten Selektivverträge "nur über Pauschalen; in denen alle möglichen Leistungen versenkt werden, mehr Geld."

Ebenso argumentierte der zweite Redner der Veranstaltung: KBV-Vorstand Dr. Carl-Heinz Müller. Er lieferte einen Parforceritt durch die gegenwärtigen gesundheitspolitischen Streitpunkte, trommelte für den Einfluss der KVen und klagte über den Gegenwind aus dem Lager der Hausärzteverbände: "Immer wenn es darum geht, das KV-System zu stabilisieren, können wir mit allem rechnen, aber nicht mit der Unterstützung der Hausärzteverbände."

Um die Versorgung zu verbessern, brauche man keine Selektivverträge, sondern eine bessere Zusammenarbeit der Leistungserbringer etwa in medizinischen Versorgungszentren, unter Haus- und Fachärzten und mit den Pflegeberufen. Für die Hausärzte forderte er leistungsgerechte Vergütung, Abschaffung der Regresse, Abbau der Bürokratie. Nach Müllers Überzeugung sind nur die KVen der Herausforderung gewachsen, solche Forderungen durchzusetzen.

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