Facharzt-Förderung

Niedersachsen muss mehr machen

Niedersachsen bildet mit nur vier geförderten Facharztgruppen das Schlusslicht in Deutschland, kritisiert die KVN.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Nur vier geförderte Facharztgruppen in Niedersachsen: Da gibt es noch Luft nach oben.

Nur vier geförderte Facharztgruppen in Niedersachsen: Da gibt es noch Luft nach oben.

© Onur / stock.adobe.com

HANNOVER. Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) und die Krankenkassen des Landes streiten um zusätzliches Geld für die Weiterbildung in Facharztpraxen. Derzeit werden 69 fachärztliche Praxen im Land gefördert. Möglich wäre aber die Förderung von 96 Praxen. Es sei also noch „Luft nach oben“, sagte KVN-Sprecher Detlef Haffke. „Wir wollen die Möglichkeiten komplett ausschöpfen.

Aktuell würden in Niedersachsen Praxen in vier Fachrichtungen gefördert, so die KVN: Augenheilkunde, Frauenheilkunde, Kinder- und Jugendmedizin sowie Psychiatrie. Die KV will nun auch die Weiterbildung bei niedergelassenen Neurologen, Hautärzten und HNO-Ärzten unterstützen.

„Unsere Analysen zeigen, wie prekär sich die Zahlen in den kommenden Jahren gerade bei den fachärztlichen Grundversorgern entwickeln werden“, sagt Mark Barjenbruch, Vorstandsvorsitzender der KVN. „Deshalb haben wir ein hohes Interesse daran, die zur Verfügung stehenden Mittel der Förderung in vollem Umfang für die Weiterbildung fachärztlichen Praxisnachwuchses in Niedersachsen zu nutzen."

In anderen Bundesländern würden bis zu zwölf Facharztgruppen gemeinsam von Krankenkassen und Kassenärztlichen Vereinigungen gefördert, hieß es. „Niedersachsen bildet mit nur vier geförderten Facharztgruppen das Schlusslicht in Deutschland“, so Barjenbruch.

Altersdurchschnitt hoch

15 Prozent aller Neurologen im Land seien mehr als 60 Jahre alt, argumentiert die KVN. Auch bei den Haut- und HNO-Ärzten liege der Altersschnitt sehr hoch, hieß es. „Wenn alle 60-jährigen Haus- und HNO-Ärzte ausschieden, hätten wir vor allem auf dem Land schon in zehn Planungsbereichen eine Unterversorgung“, sagt KVN-Sprecher Haffke.

Die Kassenseite argumentiert, die Weiterbildungsförderung sei vor allem für die Hausärzte gedacht. „Wir wollen also nicht das theoretisch mögliche Maximum für die Facharztpraxen bezahlen“, sagt Hanno Kummer, Sprecher des Ersatzkassenverbandes (vdek) Niedersachsen. „Uns geht es um die gezielte Förderung der Allgemeinmedizin.“

Man sehe ohnedies bei den Fachärzten fast überall im Land eine Überversorgung. Im Übrigen sei es nicht ausgemacht, ob die Fachärzte, die in einer Praxis weitergebildet wurden, sich später auch wirklich niederlassen oder im Krankenhaus arbeiten werden, so Kummer.

Die Weiterbildungsförderung für Fachärzte in der Praxis geht auf das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz aus dem Jahr 2015 zurück. Die Fördersumme je Weiterbildungsstelle liegt bei 4800 Euro pro Monat, die zur Hälfte je von der KVN und den Krankenkassen getragen werden sollen.

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