Niedersachsen screent alle Frühchen

HANNOVER (cben). 64 Prozent aller Frühgeborenen in Niedersachsen weisen Entwicklungsdefizite auf. Das ist das Zwischenergebnis der deutschlandweit ersten Langzeituntersuchung bei 80 Prozent aller überlebenden Frühchen, die zwischen 2004 und 2006 vor der 28. Schwangerschaftswoche im Bundesland Niedersachsen auf die Welt gekommen sind.

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Verletzlich und klein: Frühgeborenes im Brutkasten eines Kinderkrankenhauses in Hamburg.

Verletzlich und klein: Frühgeborenes im Brutkasten eines Kinderkrankenhauses in Hamburg.

© Foto: imago

20 Prozent der Kinder gelten als deutlich entwicklungsauffällig, 44 Prozent wurden als auffällig eingestuft und 36 Prozent der Kinder sind unauffällig. Im Durchschnitt wiegen diese Kinder bei ihrer Geburt zwischen 500 und 1000 Gramm. Die Studie liefert erstmals flächendeckend aussagekräftige Informationen über die Entwicklung extrem kleiner Frühgeborener in den ersten zwei Lebensjahren.

Das Projekt wird vom Zentrum für Qualität und Management im Gesundheitswesen (ZQ), einer Einrichtung der Ärztekammer Niedersachsen, betreut. Hauptförderer der Langzeitstudie des Niedersächsischen Vereins zur Förderung der Qualität im Gesundheitswesen e.V. (QI) ist die Kaufmännische Krankenkasse (KKH). Unterstützt wird die Studie zudem von der Techniker Krankenkasse (TK). Schirmherrin ist Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU).

Entwicklungsstörungen sollen früh entdeckt werden

An der Untersuchung beteiligen sich alle 25 niedersächsischen Kinderkliniken, die kleinste Frühgeborene versorgen, sowie zehn Sozialpädiatrische Zentren in Niedersachsen und Bremen. Ziel ist es, Entwicklungsstörungen frühzeitig zu erkennen und gezielte Fördermaßnahmen rechtzeitig vor dem Kindergarten- und Schulbesuch einzuleiten. Hintergrund: Allein in Niedersachsen werden jedes Jahr durchschnittlich 250 extrem kleine Frühgeborene versorgt.

Die Langzeitstudie ist in vier Etappen unterteilt: nach sechs Monaten, zwei, fünf und zehn Jahren. Die ersten Zwischenergebnisse der Nachuntersuchung nach sechs Lebensmonaten der Kinder wurden bereits im Sommer 2006 veröffentlicht.

Ziel ist auch die Kooperation aller Einrichtungen

Eine langfristige Beurteilung der Entwicklung der Kinder ist maßgebend, viele der geistig zurückgebliebenen Kinder werden erst zu einem späteren Zeitpunkt erkannt. "Das Projekt gibt uns die große Chance, bei allen in Niedersachsen versorgten kleinsten Frühgeborenen mögliche Entwicklungsverzögerungen mit standardisierten Untersuchungsverfahren rechtzeitig zu erkennen und so die richtige Therapie zum richtigen Zeitpunkt einzuleiten", betonen Professor Dr. Karsten Harms, Klinikum Hildesheim, und Dr. Wolfgang Voss, Sozialpädiatrisches Zentrum Hannover. Auch der Vorsitzende der QI, Dr. Gerd Pommer, hebt den Charakter der Qualitätssicherung und den interdisziplinären Ansatz der Studie hervor: "Das Projekt fördert die Kooperation der beteiligten Einrichtungen, bewirkt eine Optimierung der Versorgungskette und verfolgt damit den Ansatz einer sektorübergreifenden Qualitätsentwicklung in der Geburtshilfe, Neonatologie und Entwicklungsförderung."

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