Der Standpunkt

Null Toleranz bei Regelverstößen!

Der Organspende-Skandal ist für die Transplantationsmedizin ein Desaster. Für die Zukunft muss gelten: null Toleranz, findet Nicola Siegmund-Schultze. Sie fordert ein Kontrollnetz mit klaren Kompetenzen und teilweise mehr Beteiligung des Staates.

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Der Skandal um manipulierte Daten bei Kandidaten für eine Lebertransplantation hat das Vertrauen in die Transplantationsmedizin im Kern erschüttert. Erstens, weil sich Datenmanipulation, Richtlinienverstöße und vielleicht auch Gesetzesbrüche an den Universitätskliniken Regensburg und Göttingen über Jahre hinzogen. Zweitens, weil vermutlich kein einzelner Arzt in einem solch komplex geregelten Bereich wie der Organtransplantation systematisch manipulieren kann.

Es bedarf wohl eines "Helfersystems" um den Hauptverdächtigen herum, das man derzeit auch zu ermitteln versucht. Viele am Gesundheitssystem Beteiligte müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, durch mangelnde Reaktion auf Verdachtsmomente einer Fortsetzung von Fehlverhalten Vorschub geleistet zu haben.

Für die Transplantationsmedizin ist ein solch systematischer Verstoß gegen Regeln ein Desaster. Für die Zukunft muss gelten: null Toleranz. Das gesamte Fachgebiet beruht auf dem Vertrauen, dass Interessenskollisionen bei der Therapie potenzieller Organspender und -empfänger vermieden werden und bei der Verteilung der knappen Organe Chancengleichheit gewährleistet ist.

Professionalität und ein komplexes Regelwerk wie in Deutschland können dafür hilfreich sein, anders als oft suggeriert, bewahren sie aber nicht vor Fehlentwicklungen. Nötig sind interdisziplinäre Teams schon bei den ersten Schritten zur Transplantation: Diagnose und Indikationsstellung müssen von unabhängigen Ärzten geprüft werden. Wichtig ist ein Kontrollnetz mit klaren Kompetenzen und teilweise mehr Beteiligung des Staates, zum Beispiel bei der Überwachung von Regeln.

Es bedarf Ombudsstellen für Verdachtsmeldungen und regelmäßiger kritischer Reflexion auch von Grundfragen der Organtransplantation, inner- und außerhalb der Ärzteschaft. Für Positionen mit hoher Verantwortung und für Gremien, in denen sich Interessenskollisionen nicht ausschließen lassen, sind besonders integre Persönlichkeiten gefragt.

Die Vernetzung von Fachkompetenz ist gut. Kontraproduktiv wäre der Anschein von Verstrickung.

Zum Dossier "Organspende"

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