Organspende-Pläne: Kassen skeptisch

Lebendspender sollen besser abgesichert werden. Auf die Kassen könnten höhere Kosten zukommen. Deren Reaktionen sind verhalten.

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Organ im Einsatz: Lebendspender sollen künftig bessergestellt werden.

Organ im Einsatz: Lebendspender sollen künftig bessergestellt werden.

© Mathias Ernert

BERLIN (sun). Die durchschnittliche Wartezeit für eine Spenderniere beträgt in Deutschland fünf bis sieben Jahre. Viele Patienten können jedoch nicht so lange warten.

Spendet ein Angehöriger eine Niere, ließe sich die Wartezeit häufig deutlich verkürzen. Am Wochenende wurden nun Pläne der Regierung bekannt, dass Lebendspender künftig finanziell und rechtlich besser abgesichert werden sollen.

Die Techniker Krankenkasse begrüßte diesen Vorstoß: 2011 hätten 877 Menschen eine Lebendspende eines Angehörigen erhalten.

"Die Bereitschaft zu helfen, ist bei den Menschen sehr groß", sagte TK-Chef Norbert Klusen. Lebendspendern dürften aus ihrer großzügigen Hilfe keine Nachteile entstehen.

Bislang war dies jedoch häufig der Fall, so Experten: Traten Komplikationen auf, mussten sich die Spender oft mit ihren Krankenkassen um die Kostenübernahme für die Behandlung streiten.

Das betrachtet auch die Koalition als Problem: Zurzeit seien Menschen, die ihren Angehörigen eine Niere oder einen Teil der Leber spendeten, "unzureichend abgesichert", sagt FDP-Politiker Michael Kauch.

Kassen wollen Altruismus diskutieren

Lebendspender sollen künftig eine Entgeltfortzahlung und Krankengeld in voller Höhe ihres Nettoverdienstes bekommen. Die Kosten dafür seien von der Krankenkasse des Organ-Empfängers zu tragen.

Vor allem wolle die schwarz-gelbe Koalition mit ihren Plänen einen Streit zwischen Kasse und gesetzlicher Unfallversicherung über Behandlungskosten von Spätfolgen der Transplantation beenden.

"Künftig soll generell die Unfallversicherung für die Erstattung von Schäden zuständig sein", betonte Kauch. Die Beweislast, ob eine Erkrankung Spätfolge der Transplantation sei, werde zugunsten des Patienten umgekehrt.

Der GKV-Spitzenverband äußert sich verhalten: "Inwiefern dieser Altruismus zum Beispiel Arbeitgeber zu einer Lohnfortzahlung verpflichtet, muss ausführlich diskutiert werden, wenn die konkreten Pläne auf dem Tisch liegen", sagte die stellvertretende Verbands-Sprecherin Ann Marini.

Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Dr. Joachim Breuer, forderte die Koalition auf, klare Zuständigkeitsregelungen innerhalb der Sozialversicherung zu schaffen.

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