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PKV zweifelt an schneller Umsetzung der GOÄ-Novelle

Die neue GOÄ werde zu steigenden Beiträgen für PKV-Patienten führen, glauben viele private Krankenversicherer. Dass die Novelle bald kommt, damit rechnen die meisten aber nicht.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Kommt die GOÄ-Novlle noch in dieser Legislaturperiode? Ein Großteil der privaten Krankenversicherer glaubt nicht daran.

Kommt die GOÄ-Novlle noch in dieser Legislaturperiode? Ein Großteil der privaten Krankenversicherer glaubt nicht daran.

© Z6944 Sascha Steinach / ZB / picture alliance

Köln. Ein Großteil der privaten Krankenversicherer (PKV) rechnet nicht damit, dass die Novelle der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) noch in dieser Legislaturperiode umgesetzt wird. Dafür gehen fast alle Versicherer davon aus, dass die neue GOÄ zu steigenden Beiträgen für die Privatversicherten führen wird. Das zeigt eine Befragung der Rating-Agentur Assekurata, die auf Versicherungen spezialisiert ist.

Das Kölner Unternehmen hatte 13 PKV-Anbieter befragt, die zusammen auf einen Marktanteil von 68 Prozent kommen. „Steigende Beiträge sind zwangsläufig“, sagte Alexander Kraus, Fachkoordinator Krankenversicherung bei Assekurata. bei der Vorstellung des „Marktausblicks Private Krankenversicherung 2022/2033“. „Aber die Versicherer halten die Novelle für überfällig.“

Mehr Skepsis als im Vorjahr

Die PKV-Analyse zeigt viel Licht, aber auch reichlich Schatten. „Wir sind etwas skeptischer als noch vor einem Jahr“, sagte Abdulkadir Çebi, Bereichsleiter Analyse und Bewertung. Auf der Habenseite notiert Çebi den kontinuierlichen Beitragsanstieg in der PKV. Die Prämieneinnahmen legten 2021 um 2,6 Milliarden Euro auf 45,4 Mrd. Euro zu. „Für dieses Jahr erwarten wir, dass eine weitere Schippe drauf kommt.“

Ein großer Teil des gestiegenen Prämienaufkommens war 2021 auf Beitragsanpassungen zurückzuführen. Im laufenden Jahr werden die Anpassungen etwas mehr als die Hälfte des Beitragszuwachses ausmachen, schätzt Çebi. „Die Leistungsausgaben haben 2021 von einem sehr niedrigen Niveau kommend wieder angezogen.“

Der Anstieg werde sich wahrscheinlich fortsetzen, nicht zuletzt weil sich die Inflation auch im Gesundheitssektor auswirkt. Hinzu kommen Nachholeffekte durch Behandlungen, die wegen der Corona-Pandemie verschoben wurden.

Keine großen Zuwächse in den Sozialtarifen

Trotz der hohen Beitragsanpassungen und der Corona-Pandemie gab es im vergangenen Jahr keinen großen Zuwachs in den Sozialtarifen der PKV. Sowohl der Standard- als auch der Basistarif zählten nur unwesentlich mehr Versicherte. Im Notlagentarif gab es sogar einen Rückgang. „Der erwartete Zustrom von Nicht-Zahlern in der PKV ist ausgeblieben“, sagte er.

Auch habe es keine Flucht aus der PKV in die GKV gegeben. Mit Sorge sieht Kraus, dass der Bestand an Vollversicherten in der PKV weiter sinkt, auch wenn sich der Rückgang abgemildert hat. „Wachstum findet generell nur noch im Bereich Beihilfe statt. Die PKV hat weiterhin Schwierigkeiten, zu freiwillig versicherten Angestellten Zugang zu finden.“

Er verwies darauf, dass die PKV-Unternehmen seit Jahren versuchen, sich vom Kostenerstatter zum Gesundheitsdienstleister zu wandeln. „Die Problematik ist, dass das beim Kunden nicht richtig ankommt.“

Nachholbedarf bei ePA

Den digitalen Gesundheitsanwendungen, die inzwischen eine GKV-Leistung sind, steht die PKV uneinheitlich gegenüber. Manche haben sie in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen aufgenommen, andere bieten sie als freiwilligen Service.

Auch bei der elektronischen Patientenakte (ePA), hat die PKV Nachholbedarf. Manche Anbieter wollten die ePA ihren Kunden ab Mitte 2022 anbieten, andere erst ab 2023. Die Branche habe bei der Digitalisierung lange eine Vorreiterrolle gehabt. Jetzt müsse sich die PKV anstrengen, sie nicht zu verlieren, betonte Kraus.

Angesichts der Probleme in der GKV, insbesondere des massiven Defizits, hat die PKV die Chance, ihre Wettbewerbsposition zu verbessern, glaubt Çebi. Dazu gehört für ihn auch eine bessere Kundenansprache. „Vertrauen bei den Menschen zu schaffen, wird die Kernaufgabe sein.“ So müssten die Unternehmen den Kunden besser erklären, wenn sie Leistungskürzungen vornehmen.

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