"Pauschalierungen schaffen die falschen Anreize"

DÜSSELDORF (iss). Der Trend zur Pauschalierung ärztlicher Leistungen und der Abschluss von Selektivverträgen zwischen Krankenkassen und Ärztegruppen behindern die notwendige Entwicklung strukturierter Versorgungskonzepte, wie sie gerade für Krankheitsbilder wie Demenz notwendig sind.

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Davor warnt Günther Sauerbrey, Vice President von Merz Pharmaceuticals und Gründer des Zukunftsforums Demenz. Pauschalierungen wie im EBM 2008 schaffen die falschen Anreize und laufen den Versorgungsnotwendigkeiten zuwider, glaubt er. "Alte Menschen brauchen die Ärzte häufig. Da wäre es besser, wir hätten mehr Einzelleistungsvergütungen", sagte Sauerbrey auf einer Veranstaltung des Zukunftsforums Demenz in Düsseldorf.

Mit Sorge sieht er auch Selektivverträge wie den AOK-Hausarztvertrag in Baden-Württemberg. Der Hausarzt bekomme dort schon bei einem einzigen Patientenkontakt die Pauschale fürs Quartal.

"Wenn er die Patienten sieben bis acht Mal im Quartal kontaktieren muss, werden die Leistungen nicht abgebildet", bemängelte er. Aus Sicht älterer Menschen wäre es besser, wenn der Arzt für jeden einzelnen Besuch im Heim ein Honorar bekäme und nicht nur bei Besuchen zur "Unzeit".

Sauerbrey kritisierte auch die Nutzenbewertung für einzelne Therapiemaßnahmen bei Demenz durch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Der Bewertungsauftrag und die Umsetzung durch das Institut würden die Therapiemaßnahmen isoliert sehen und damit den multimodalen Ansatz unberücksichtigt lassen.

"Damit wird eine Bewertung vorgenommen, die der Versorgungswirklichkeit nicht entspricht", sagte Sauerbrey.

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