Personalnotstand in der ambulanten Versorgung Sterbenskranker

FRANKFURT/MAIN (ine). Bei der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) zeichnet sich ein Engpass an qualifiziertem Personal ab. Als Rezept gegen die Personalnot empfiehlt Birgit Fischer, Chefin der Barmer GEK, Gesundheitspartnerschaften, bei denen Ärzte und Pflegekräfte "auf Augenhöhe" zusammen arbeiten könnten.

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Ausreichend qualifiziertes Personal mit angemessener Praxiserfahrung - diese Kriterien für Birgit Fischer die conditio sine qua non für eine SAPV.

Ausreichend qualifiziertes Personal mit angemessener Praxiserfahrung - diese Kriterien für Birgit Fischer die conditio sine qua non für eine SAPV.

© Klaro

Paragraf 37 b SGB V zielt darauf ab, die Betreuung von Schwerstkranken in ihrer vertrauten häuslichen Umgebung bis zum Tod zu ermöglichen. Betreut werden die Kranken von hochspezialisierten Palliative-Care-Teams, bei denen Ärzte und Pfleger mit Therapeuten, Sozialarbeitern, Seelsorgern und Psychologen kooperieren. In Hessen müssen beispielsweise noch etwa zehn bis 15 Teams gebildet werden, um flächendeckend eine solche Versorgung anbieten zu können. Es gibt viele Stellenangebote, aber nur wenig Bewerber.

In einigen Regionen, so die Krankenkassen-Chefin im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung", behinderten "Hartleibigkeiten" auf Seiten der Leistungserbringer und der Krankenkassen zügige Vertragsabschlüsse. Oft gebe es überzogene Vergütungsvorstellungen und zu geringe Angebote. Trotz alledem bekennt sich Fischer zu den Verträgen

Sie warnt aber davor, dass sich unter der Prämisse der Flächendeckung zum Teil nur "anqualifizierte Akteure" an der SAPV beteiligen wollen. "Faktisch kann es dort keine SAPV geben, wo kein ausreichend qualifiziertes Personal mit einer angemessenen Praxiserfahrung vorhanden ist", sagt Fischer. Für Einzelkämpfer sei in der SAPV kein Platz - unabhängig vom jeweiligen Engagement und dem Weiterbildungsstand.

Fischer plädiert für Gesundheitspartnerschaften. Darunter versteht sie die gesetzlich vorgesehene Zusammenarbeit der verschiedenen Professionen in den Palliativ-Care-Teams. Eine solche Zusammenarbeit ist nach Meinung der Kassen-Chefin nicht die Regel. "Mitunter weigern sich Ärzte, mit den teilweise hochqualifizierten Pflegekräften partnerschaftlich zusammen zu arbeiten." Das gefährde die zwingend erforderliche Teamarbeit oder verhindere gar die Teambildung.

"Zwingende Grundlagen für die Ergebnisqualität der SAPV", so Birgit Fischer, seien das Zusammenführen der Akteure sowie Vereinbarungen zur Abstimmung und Koordination der Hilfen. Anzustreben seien zudem kassenübergreifende Einigungen, um SAPV-Verträge geeigneten Leistungserbringern anzubieten. "Die heutigen Finanzierungstechniken im Gesundheitsfonds lassen dies aber nur begrenzt und verknüpft mit zahlreichen Risiken zu."

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