Pflichtregister für Prothesen soll kommen

Mit Implantaten Skifahren und Kickboxen, das verspricht mancher Werbespot. Dieses Bild hält sogar die Industrie für falsch. Um ausreichend Daten über die Qualität der Produkte zu gewinnen, setzen sich Politiker für ein gesetzlich verpflichtendes Endoprothesenregister ein.

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BERLIN (af). Ein gesetzlich verpflichtendes Endoprothesenregister haben Politiker, Wissenschaftler und Industrievertreter gefordert. Auf jeden Fall müssten die Revisionsgründe erfasst werden, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes, Jochen Schmitt, bei einer Veranstaltung des Verbandes in Berlin.

Nur dann ließen sich aussagefähige Daten über die Qualität der Versorgung mit künstlichen Hüft- und Kniegelenken gewinnen, lautete der Tenor der Meinungsäußerungen.

Das deutsche Endoprothesenregister, das der Verband im April diesen Jahres gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) und dem AOK-Bundesverband auf den Weg gebracht hat, beruht bislang auf freiwilligen Meldungen.

"Wir kommen um eine gesetzliche Regelung nicht herum", kündigte der CDU-Politiker Rolf Koschorrek an. Sie könne entweder im Versorgungsstrukturgesetz oder im für das zweite Quartal 2012 geplante Patientenrechtegesetz untergebracht werden. Das Interesse an der Politik an genaueren Daten über die Qualität der Implantatversorgung ist groß.

Grund sind vermutete Einsparpotenziale. Müssen weniger Implantate ausgetauscht werden, spart die gesetzliche Krankenversicherung Geld. In Schweden, wo es ein Pflichtregister gibt, werden die Kostenvorteile gegenüber den Vorregisterzeiten auf 14 Millionen Euro im Jahr geschätzt. Grund ist die Abnahme der Revisionen.

In Deutschland könne derzeit jeder zur Endoprothesenversorgung alles behaupten. Jede in den Raum gestellte Zahl sei so richtig wie falsch, beschrieb Professor Raimund Forst von der Uniklinik Erlangen die Datenlage in Deutschland. Industrievertreter hatten zuvor von Komplikationsraten unter zwei Prozent berichtet.

In Deutschland werden rund 400.000 Hüft- und Kniegelenke pro Jahr durch Implantate ersetzt. Forst verwies aber darauf, dass der Bedarf an Implantaten auf jeden Fall nicht abnehmen werde. Dafür spreche die demografische Entwicklung.

Kritik entzündete sich am Marketing der Unternehmen mit Bildern sporttreibender Patienten. Implantate seien keine Life-Style-Produkte. "Wir bauen eine lebenslange Krankheit ein", sagte Forst.

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