Bundestagsdebatte

Pränatale Diagnostik – drei Fragen zu klären

Der Bundestag bereitet eine parlamentarische Diskussion zu pränatalen Bluttests vor. Eine Tendenz gibt es im Vorfeld nicht.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Der Bundestag will klären, wie weit der Einfluss von molekulargenetischen Testverfahren in der Schwangerschaft reichen soll.

Der Bundestag will klären, wie weit der Einfluss von molekulargenetischen Testverfahren in der Schwangerschaft reichen soll.

© Astroid / stock.adobe.com

BERLIN. Die Orientierungsdebatte des Bundestags über molekulargenetische Testverfahren in der Schwangerschaft wird frühestens im Januar 2019 stattfinden.

Das haben Abgeordnete von fünf Parteien des Bundestags am Freitag in Berlin mitgeteilt.

Erst danach könnten sich interfraktionelle Gruppen bilden, um Gesetzentwürfe einzubringen, sagte Linken-Abgeordnete Kathrin Vogler.

Erst in der Diskussion werde sich dabei herausbilden, ob der Bundestag am Ende über die Kassenerstattung von nichtinvasiven Bluttests zur Früherkennung von genetischen Auffälligkeiten wie zum Beispiel dem Down Syndrom oder gleich über Änderungen am Gendiagnostikgesetz abstimmen werde.

Im Kern stünden drei Fragen zur Diskussion, sagte Cornelia Rüffer von den Grünen:

  • Verfolgt die nichtinvasive Pränataldiagnostik an sich einen eugenischen Ansatz, was ein Verbot nach sich ziehen müsste?
  • Sollen Testverfahren, denen keine Therapie folgen kann, und die somit keinen medizinischen Nutzen haben, zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen verordnet werden können?
  • Wie kann die Beratung schwangerer Frauen zu diesen Fragen insgesamt verbessert werden?

Bei der Pressekonferenz strich Dr. Rudolf Henke (CDU) die Bedeutung dieser als breite gesellschaftliche Debatte angelegten Kampagne für Ärzte heraus.

Als "Schaden" gewertet

Es gebe Gerichtsverfahren, in denen ein behindertes Kind als "Schaden" gewertet werde, weil der Arzt es unterlassen habe, die werdenden Eltern über Pränatal-Tests und Schwangerschaftsabruch zu informieren.

Er würde sich eine Beratungspraxis wünschen, in der aus einer Haltung der Einfühlsamkeit und der gesamtgesellschaftlichen Stärkung der Entscheidung für ein Kind, auch mit Behinderung, hin zum Kind beraten werden könne. Dann lasse sich auch das Haftungsrisiko vermeiden.

Kathrin Vogler sagte, die Beratungen sollten vielleicht eher von Kinderärzten als von den Gynäkologen vorgenommen werden.

Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Sabine Dittmar, selbst Hausärztin, nannte am Freitag den vorgeburtlichen Bluttest eine gute medizinische Alternative zur Invasivdiagnostik. Sie plädierte für eine Erstattung. Derzeit sind die Tests Selbstzahlerinnen vorbehalten.

GBA-Chef Hecken fordert Debatte

Die Debatte wurde unter anderen auch vom Vorsitzenden des Gemeinsamen Bundesausschusses Professor Josef Hecken angestoßen.

Er hatte darauf aufmerksam gemacht, dass zunehmend molekulargenetische vorgeburtliche Testverfahren auf den Markt drängten. Dazu bedürfe es einer parlamentarischen Diskussion.

Wir haben den Beitrag aktualisiert am 12.10.2018 um 15:40 Uhr und haben den Agenturtext durche einen eigenen Bericht ersetzt.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Medizinischer Stand der Dinge

Neue Herausgeber der Nationalen Versorgungsleitlinien melden Vollzug

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Hidradenitis suppurativa

Wie Acne inversa erkannt und behandelt wird

Abklärung von Ursachen

Eisenmangelanämie: Höhere Ferritin-Untergrenze für mehr Sicherheit?

Lesetipps
Hausärztin Claudia Kreuzer

© Josie Farquharson (Jfqphotos)

Praxisübernahme

Wie es einer Kollegin nach dem ersten Jahr der Niederlassung geht

Viele Diabetes-Patienten haben eine begleitende Depression, die wiederum die Prognose des Diabetes verschlechtern kann. Patienten mit Diabetes auf Depressionen zu screenen und gegebenenfalls zu therapieren, kann diesen Teufelskreis durchbrechen. (Symbolbild)

© AlexanderNovikov / stock.adobe.com

Eine gefährliche Kombination

Diabetes und Depressionen gehen oft Hand in Hand