„Mehr Kapitaldeckung nötig“

Private warnen vor Beitragsexplosion in der Pflege

Die Pflegepläne der Ampel führen laut PKV-Verband zur massiven Belastung der Beitragszahler – vor allem die junge Generation sei gelackmeiert. Zu drehen sei an einer anderen Schraube.

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Sparschweine anlegen für den möglichen Pflegefall? Geht es nach den Privatversichern, ist sind private und betriebliche Vorsorge deutlich auszubauen.

Sparschweine anlegen für den möglichen Pflegefall? Geht es nach den Privatversichern, ist sind private und betriebliche Vorsorge deutlich auszubauen.

© AlexSecret / Getty Images / iStock

Berlin. Vertreter der privaten Krankenversicherung (PKV) haben die Ampelregierung zu einem „Neustart“ in der Pflegefinanzierung aufgerufen. „Dringend nötig“ sei der Ausbau privater und betrieblicher Vorsorge, sagte der Vorsitzende des PKV-Verbands, Thomas Brahm, am Dienstag.

PKV-Verbandsdirektor Dr. Florian Reuther erklärte, selbst für die Generation der Babyboomer – also die zwischen 1955 und 1969 Geborenen – sei es „nicht zu spät für private Pflegevorsorge“. Er hoffe daher, dass die Koalition mit der geplanten Pflegereform weitere Anreize für entsprechende Absicherung im Pflegefall schaffe.

Grundsätzlich brauche es mehr Kapitaldeckung in der sozialen Pflegeversicherung – die bisherige Umlagefinanzierung stoße an ihre Grenzen und führe zu einer „demografischen Ungerechtigkeit“, so Reuther. „Das ist in der Debatte der graue Elefant im Raum.“

Das Bundeskabinett will sich am Mittwoch mit dem von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eingebrachten Entwurf zur Pflegereform befassen. Dieser sieht höhere Beiträge für Kinderlose und eine Entlastung kinderreicher Familien sowie ein höheres Pflegegeld und mehr Zuschüsse bei den Pflegeheim-Eigenanteilen vor.

Bitte „keine ungedeckten Schecks“

Der Entwurf löse die Finanzprobleme der sozialen Pflegeversicherung aber nicht, sondern erhöhe lediglich die Belastung der Beitragszahler „weiter massiv“, sagte PKV-Vorsitzender Brahm. Es seien Leistungsausweitungen geplant, die nicht gegenfinanziert seien. Die Politik dürfe aber keine neuen ungedeckten Schecks zulasten der jungen Generation ausstellen.

Verbandsdirektor Reuther kritisierte, es sei die junge Generation, die bei der Pflege „die Zeche“ zahlen müsse. Das werde diese sich aber wohl nicht länger gefallen lassen.

Aus einer am Dienstag vorgestellten Studie des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP) geht hervor, dass schon der bisherige Leistungsumfang der Pflegeversicherung bis 2025 ein Defizit von knapp sieben Milliarden Euro verursachen könnte. In der nächsten Wahlperiode von 2026 bis 2029 könne sich das Defizit auf mehr als 46 Milliarden Euro hochschaukeln, rechnete WIP-Leiter Dr. Frank Wild vor. Die geplanten Leistungsausweitungen müssten „noch obendrauf“ addiert werden.

Drohende Explosion beim Beitragssatz?

Der starke Ausgabenanstieg in der sozialen Pflegeversicherung ergebe sich „unabweisbar“ aus der Demografie, so Wild. Bis zum Jahr 2040 könne die Zahl der Pflegebedürftigen auf 5,8 Millionen steigen, zugleich gehe die Zahl der Beitragszahler zurück.

Allein um den heute geltenden Leistungsumfang in der Pflege zu halten, müsste sich der Beitrags¬satz in den kommenden Jahren mehr als verdoppeln – also auf über sechs Prozent. In dieser Lage seien weitere Leistungsausweitungen nicht verantwortbar, sagte Wild. Derzeit liegt der Beitrag in der sozialen Pflegeversicherung bei 3,05 Prozent des Bruttolohns – Menschen ohne Kinder zahlen 3,4 Prozent. (hom)

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