Kommentar

Prophylaktisches Wehgeschrei

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

In der Auseinandersetzung mit dem künftig möglichen Ärztemangel haben sich die Kassen und ihr Spitzenverband eindeutig positioniert.

Die kühne Behauptung ist: Es gibt keinen Ärztemangel, dafür aber in vielen Regionen Überversorgung. Jüngster Beleg: "BKK-Faktenspiegel 4/2011".

Lediglich in einem einzigen Landkreis Sachsen-Anhalts liegt danach der Versorgungsgrad mit Hausärzten aktuell unter 65 Prozent.

Wenn das richtig sein soll, dann hört sich die Prognose von angeblichen Milliarden Zusatzkosten bei den Arzthonoraren wie prohylaktisches Wehgeschrei an.

Blieben die Kassen und ihr Spitzenverband ihrer eigenen Logik treu, dann dürften eben keine gravierenden Mehrausgaben zu erwarten sein, weil das Versorgungsstrukturgesetz nur in jenen Gebieten, die von Unterversorgung betroffen sind, die Mengenrestriktionen der Regelleistungsvolumina aufhebt.

Freilich: Die Betrachtungsweise der Kassen ist rein statischer Natur. Der demografische und strukturelle Wandel, der in den nächsten fünf bis zehn Jahren bei den Ärzten zu erwarten ist, wird geleugnet. Wer sich so aus der Verantwortung schleicht, dem gehört eigentlich die Lizenz entzogen.

Richtig ist freilich eins: Geld allein wird den Mangel nicht beheben.

Lesen Sie dazu auch: Mehrausgaben für Ärzte kein Thema fürs BMG

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Ab 2026 werden auch stationäre Zwei-Tages-Fälle erfasst

Hybrid-DRG-Katalog erhält 100 neue OPS-Kodes

Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 11.06.201112:35 Uhr

BKK, AOK, WIdO, vdek: Fröhliches Ärzte-"Bashing"?

Jetzt haben auch die Betriebskrankenkassen ins allgemeine Ärzte-"Bashing" eingestimmt. Besonders beliebt, sich mit der Berechnung des "Versorgungsgrades" an den Realitäten vorbei zu mogeln.

Denn nach den letztverfügbaren Daten (KBV, Stand Ende 2009) kommen auf durchschnittlich 1546 Einwohner e i n H a u s a r z t bei großer Schwankungsbreite: Die Hausarztdichte ist aber n i c h t in den Stadtstaaten, sondern in Bayern am Größten. Dort betreut ein Hausarzt im Durchschnitt 1419 Einwohner, in Berlin sind es 1435, in Hamburg 1452. Flächenländer wie Hessen (1540), Baden-Württemberg (1545) und Sachsen (1552) bilden das Mittelfeld. Statistisch die meisten Einwohner versorgen Hausärzte in Sachsen-Anhalt (1680) und in Westfalen-Lippe (1721). Noch größer ist der Unterschied bei Pädiatern, die im Bundesschnitt 2339 Kinder und Jugendliche betreuen. Am höchsten ist die Arztdichte in Sachsen (1471) und in Bremen (1479). Am Ende der Skala liegen Rheinland-Pfalz (2622) und Niedersachsen.

Gemeinsam mit dem "wissenschaftlichen" Institut der AOK (WIdO) behauptet der Vorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen (vdek), Thomas Ballast, mit 397 Ärzten je 100.000 Einwohner im Jahr 2010 ein „Überangebot von Ärzten“: Das sind 1 Ärztin/Arzt auf 252 Einwohner und somit A l l e, die bei einer der Ärztekammern aktuell gemeldet sind, e g a l welcher Status, welches Alter und welche ärztliche/nichtärztliche Tätigkeit. Auf diesen Zahlen kann man keine (demagogischen) Spitzfindigkeiten aufbauen.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Knappe ärztliche und Pflege-Ressourcen

Wie die Peritonealdialyse die Personalprobleme lindern könnte

Kongress-Motto „Resilienz“

DGIM-Präsident Galle: Wie Kollegen den Kopf frei bekommen

Alternatives Versorgungsmodell

Wenn der „Zuhause-Arzt“ alle Hausbesuche übernimmt

Lesetipps
Frühgeborenes Baby schlafend im Inkubator auf der Intensivstation mit angeschlossenen Überwachungskabeln.

© Toshi Photography / stock.adobe.com

Frühgeburt

Frühgeborene: Was bringen Probiotika?

Auch einem CT-Bild ist ein Prostata-Karzinom markiert.

© samunella / stock.adobe.com

Aktualisierung der S3-Leitlinie

Früherkennung von Prostatakrebs: Tastuntersuchung vor dem Aus