Reaktion auf Regierungsangaben

Psychotherapeuten beklagen „schwer erträglichen“ Versorgungszustand

Auf die Zahlen des Bundesregierung zur psychotherapeutischen Versorgung reagiert das Deutsche Psychotherapeutische Netzwerk verwundert. Es hält die Angaben teilweise für falsch. Die Lage sei viel ernster als dargestellt.

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Mehr Psychotherapeuten-Sitze zur Verkürzung der Wartezeiten auf eine Behandlung fordert der DPNW.

Mehr Psychotherapeuten-Sitze zur Verkürzung der Wartezeiten auf eine Behandlung fordert der DPNW.

© Ambrophoto/stock.adobe.com

Berlin. Das Deutsche Psychotherapeuten Netzwerk (DPNW) hat verwundert die Ausführungen der Bundesregierung zur Kenntnis genommen, in denen sie auf Fragen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zur „Zukunft der psychotherapeutischen Versorgung in Deutschland“ antwortete.

Hinsichtlich der Wartezeiten bezieht sich die Antwort auf eine Versichertenumfrage des GKV-Spitzenverbandes. „Diese Zahlen sind aus Sicht des DPNW durchweg falsch“, teilte das Netzwerk am Freitag in einer Mitteilung mit.

Dagegen belegten Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, dass die Wartezeit von einem Erstgespräch bis zu einem Therapiebeginn durchschnittlich fünf Monate betrage und nicht vier Wochen, wie die meisten Befragten bei der GKV-Umfrage angaben.

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Schwer erträglicher Zustand

Insgesamt zeigt die Antwort nach Ansicht des DPNW-Vorsitzenden Dieter Adler, dass schnelle und zeitnahe Hilfen für Menschen mit psychischen Erkrankungen fehlten. Viele warteten monate- bis jahrelang auf adäquate Behandlung. „Im schlimmsten Fall kann dies zur Suizidalität von therapiesuchenden Patienten führen. Dieser Zustand ist für uns nur schwer erträglich“, so Adler.

Der DPNW plädiert unter anderem für die Wiedereinführung der alten Zulassungsverfahren zum Beruf des Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten.

Zudem müsse die Zahl der Psychotherapeuten-Sitze erhöht werden. Das Kostenerstattungsverfahren sei zu erleichtern, solange keine fundierte Bedarfsplanung vorhanden sei. Ebenso gelte es, dass angedachte neue Qualitätssicherungsverfahren zu verhindern. Dieses gehe am Ziel „völlig“ vorbei und bedeute für Behandler nur zusätzlichen Aufwand.

Die Bundesregierung hatte in der Antwort konstatiert, dass eine „dynamische Entwicklung bei der Zahl der psychologischen und ärztlichen Psychotherapeuten inklusive Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten“ zu beobachten sei. Mit einem Versorgungsgesetz will das Bundesgesundheitsministerium in diesem Jahr für kürzere Wartezeiten sorgen. (juk)

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