Deutscher Krankenhaustag

Qualität und Vergütung - ein ambitioniertes Projekt

Qualitätsindikatoren müssen valide, verlässlich, verhältnismäßig, verbindlich und zuschreibbar sein, damit sie rechtssicher sind, heißt es aus dem Gemeinsamen Bundesausschuss. Das zeigt, wie schwierig es sein wird, Vergütung und Qualität erbrachter Leistungen zu verknüpfen.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Ärzte bei einer Operation: Qualität der Leistungen ist eines der Schlüsselworte der Krankenhausreform.

Ärzte bei einer Operation: Qualität der Leistungen ist eines der Schlüsselworte der Krankenhausreform.

© Kzenon/Fotolia.com

DÜSSELDORF. Die verbindliche Einführung neuer Qualitätsindikatoren für die Vergütung stationärer Leistungen und die Krankenhausplanung im Krankenhausstrukturgesetz ist ein Paradigmenwechsel.

"Diese Indikatoren dienen nicht der internen Qualitätsverbesserung oder der Qualitätsförderung, sondern sie sollen direkte Konsequenzen haben", sagte Dr. Regina Klakow-Franck, unparteiisches Mitglied im Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA), beim BDI-Symposium während des 38. Deutschen Krankenhaustages in Düsseldorf.

Der GBA soll die Qualitätsindikatoren auf Basis der Arbeit des Instituts für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTiG) beschließen. Sie sollen der Bewertung der Versorgungsqualität in den Kliniken dienen.

Die vergütungsrelevanten Indikatoren werden über Zu- und Abschläge entscheiden. Die Planungsrelevanten können eine Messlatte sein, ob Kliniken und Fachabteilungen in den Krankenhausplan aufgenommen werden oder dort bleiben. "Als Eingriff in die Berufsfreiheit des Krankenhauses ist das nicht zu überbieten", betonte Klakow-Franck.

"Das könnte ein großes Problem werden"

Nach ihrer Einschätzung müssen Qualitäts-Indikatoren fünf Kriterien erfüllen, um rechtssicher sein zu können: Sie müssen valide, verlässlich, verhältnismäßig, verbindlich und zuschreibbar sein.

Die Ergebnisse der Analyse der Indikatoren müssten eindeutig dem einzelnen Leistungserbringer zugeordnet werden können. "Das könnte noch ein ganz großes Problem werden", prognostizierte sie.

Die ambulante und stationäre Qualitätssicherung biete eine gute Basis, sagte IQTiG-Leiter Dr. Christof Veit. "Das müssen wir jetzt nutzen, um in kleinen Schritten Erfahrungen zu sammeln." Aufgabe des neuen Instituts sei es, aus den vorhandenen Instrumenten diejenigen auszuwählen, die wirklich zu einer Verbesserung der Versorgung führen.

Bei der Messung von Qualität - etwa für die qualitätsorientierte Vergütung - müsse das Verhältnis von Machbarkeit, Sinnhaftigkeit und Angemessenheit stimmen, sagte Professor Susanne Schwalen, die Geschäftsführende Ärztin der Ärztekammer Nordrhein.

Qualitätsindikatoren müssen nach ihrer Einschätzung patientenzentriert, klinisch relevant, versorgungsrelevant und intersektoral angelegt sein. "Ich glaube, dass wir noch Zeit brauchen, bis wir justiziable Daten haben, die eine allgemeine Akzeptanz haben", sagte sie.

Ruf nach Einbeziehung der Ärzte

Bei der Diskussion über Qualitätsverbesserungen sollte nicht aus dem Blick geraten, dass Ärzte die Qualifikation als Teil ihres Berufes verstehen, betonte Schwalen. "Wir müssen sehen, dass wir die Ärzte bei allem mitnehmen, was wir als Qualitätssicherung durchführen."

Auch Dr. Susanne Kleudgen von der KBV plädierte dafür, Ärzte und Psychotherapeuten in die Entwicklung und Umsetzung von Qualitätsindikatoren einzubeziehen.

Weitere wichtige Faktoren sind nach ihrer Meinung eine möglichst bürokratiearme Umsetzung und die Unterstützung durch eine etablierte IT-Struktur für die automatische Datenauswertung und den Datenexport. Zudem: "Indikatoren müssen kontinuierlich angepasst und evaluiert werden."

Qualitätsindikatoren stellen einen messbaren Aspekt der Gesundheitsversorgung dar, sind aber kein direktes Maß der Qualität, sagte die KBV-Expertin.

Sie könnten verschiedene Funktionen übernehmen und müssten je nach Anwendungsbereich und Dimension unterschiedlichen Anforderungen entsprechen.

Auch die Unterschiede zwischen den Sektoren müssten beachtet werden, betonte Kleudgen. "Qualitätsförderung und -sicherung müssen sich an den jeweiligen Zielen orientieren und auf die jeweiligen Spezifika zugeschnitten sein." Die einfache Übertragung von einem auf den anderen Sektor sei nicht möglich.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kommentar zur Niederlassungsförderung im Saarland

Landarztprogramme sind nur ein „Nice-to-have“

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

Wie Ärzte in Stresssituationen richtig reagieren können

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Lesetipps
Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“