Risiken für Patienten senken

Reinhardt lobt Beitrag der Ärzte zur Arzneitherapiesicherheit

Bundesärztekammer-Präsident streicht Verdienste der Arzneimittelkommission heraus. Anonyme Meldemöglichkeiten von Nebenwirkungen sind wenig bekannt. Ein SPD-Politiker fordert den Einsatz von Medikationsplänen.

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Verweist auf das Engagement der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) für die Sicherheit der Arzneimitteltherapie: Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer.

Verweist auf das Engagement der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) für die Sicherheit der Arzneimitteltherapie: Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer.

© Wolfgang Kumm / dpa / picture alliance

Berlin. Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt hat auf die Verdienste der Ärzte um die Arzneimitteltherapiesicherheit hingewiesen.

„Mit der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) engagieren wir uns seit Jahrzehnten für die Sicherheit der Arzneimitteltherapie“, sagte Reinhardt im Vorfeld des Welttags der Patientensicherheit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am kommenden Samstag (17. September).

Dessen Motto lautet „Sichere Medikation“ (Medication Without Harm). Die Kommission habe auch die Federführung der vom Bundesgesundheitsministerium eingerichteten Koordinierungsgruppe für die Umsetzung des Nationalen Aktionsplans Arzneimitteltherapiesicherheit inne, betonte Reinhardt.

AkdÄ: Fachlichen Austausch verstetigen

„Therapieentscheidungen werden nach Abwägung der individuellen Risiken für die einzelnen zu behandelnden Patientinnen und Patienten auf Grundlage evidenzbasierter Arzneimittelinformationen getroffen“, sagte AkdÄ-Chef Professor Wolf-Dieter Ludwig am Donnerstag.

Dafür seien industrieunabhängige Informationsplattformen wie Embryotox, Kinderformularium oder PRISCUS heute unverzichtbar. „Die dauerhafte Finanzierung dieser wichtigen Arbeit muss durch Bundesmittel gesichert werden“, forderte Ludwig.

Auf die Schlüsselfunktion der Zusammenarbeit von Ärztinnen und Ärzten mit Apothekerinnen und Apothekern sowie Angehörigen der Pflegeberufe hob Professorin Petra Thürmann, Leiterin der Koordinierungsgruppe AMTS bei der AkdÄ ab. Um zu verstehen, wie es zu Medikationsfehlern komme, müsse der fachliche Austausch zwischen den Bundesoberbehörden, den Arzneimittelkommissionen der Heilberufe sowie weiteren Initiativen und Projekten verstetigt werden.

Der Koordinierungsgruppe gehören Vertreter des Bundesgesundheitsministeriums, der Ärzteschaft, der Apothekerschaft, der Krankenhäuser, der Pflegeberufe und der Patientenverbände an. Sie ist seit 15 Jahren aktiv.

Heidenblut: Medikationspläne sind hilfreich

„Wenn es zu fehlerhaften Verschreibungen oder Anwendungen von Medikamenten kommt, kann das fatale Folgen haben“, sagte der SPD-Gesundheitspolitiker Dirk Heidenblut. Medikationspläne und Medikationsberatung seien daher hilfreich.

„Die Übersicht eines Medikationsplans sowie die Kommunikation zwischen all jenen, die am Versorgungsprozess beteiligt sind, stellt sicher, dass alle über die für die Medikation notwendigen Informationen verfügen“, sagte Heidenblut.

Das Aktionsbündnis Patientensicherheit hatte bereits am Mittwoch berichtet, dass rund 40 Prozent der Patientinnen und Patienten, die drei oder mehr Medikamente einnehmen, schon einmal Tabletten vergessen, zum falschen Zeitpunkt eingenommen oder verwechselt haben.

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Meldewege sind kaum bekannt

Auf eine weitere der Arzneimittelsicherheit förderliche Informationsquelle verwies der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (B.A.H.): die Packungsbeilage in gedruckter und elektronischer Form.

Einer repräsentativen Umfrage des Instituts NielsenIQ im Auftrag des B.A.H.-Gesundheitsmonitors zufolge ist 54 Prozent der Bevölkerung in Deutschland bekannt, dass die Hinweise auf Packungsbeilagen elektronisch über die Seiten der Gesundheitsbehörden und der Arzneimittelhersteller abrufbar seien. Auch ältere Menschen nutzten dieses Angebot.

Allerdings kennen laut der Umfrageergebnisse 63 Prozent der Befragten die Möglichkeiten nicht, etwaige Nebenwirkungen zum Beispiel über die Webseite „nebenwirkungen.bund.de“ bei den Zulassungsbehörden melden zu können. Ausgerechnet in Altersgruppen, in denen häufig mehrere Medikamente eingenommen werden, kommt der Bekanntheitsgrad dieser Angebote kaum über 20 Prozent. (af)

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