Deutscher Schmerzkongress

Schmerzmediziner puzzeln an neuen Versorgungskonzepten

Schmerzmedizin ist eine Gemeinschaftsaufgabe: Die beiden großen Fachgesellschaften der Disziplin wollen daher künftig gemeinsam die Baustellen hin zu einer besseren Versorgung angehen.

Christoph FuhrVon Christoph Fuhr Veröffentlicht:
Ziel der Zusammenarbeit der beiden Fachgesellschaften ist es, dauerhaft eine bessere Versorgung von Schmerzpatienten "in der Breite und in der Tiefe" sicherzustellen.

Ziel der Zusammenarbeit der beiden Fachgesellschaften ist es, dauerhaft eine bessere Versorgung von Schmerzpatienten "in der Breite und in der Tiefe" sicherzustellen.

© DOC RABE Media / Fotolia

MANNHEIM. Im jahrelangen Konflikt um bessere ambulante und stationäre Versorgungsstrukturen von Schmerzpatienten in Deutschland gibt es Bewegung. Der Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft (DSG) Professor Martin Schmelz von der Uni Heidelberg wies beim Deutschen Schmerzkongress in Mannheim darauf hin, dass es zuletzt gute und konstruktive Gespräche mit der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) gegeben habe, die sich vor allem um eine bessere Versorgung im ambulanten Bereich bemüht. Die DGS hatte vor einigen Monaten einen Zehn-Punkte-Plan vorgelegt, der die Einführung einer Spezialisierten ambulanten schmerzmedizinischen Versor-gung vorsieht.

"Wir haben durchaus unterschiedliche Positionen in Detailfragen", sagte Schmelz im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". "Aber wir wissen auch, dass es zu viele Baustellen gibt, die nur gemeinsam mit der DGS erfolgreich bearbeitet werden können." Ziel sei es, dauerhaft eine bessere Versorgung von Patienten "in der Breite und in der Tiefe" sicherzustellen. "Da sind wir auf einem guten Weg", sagte Schmelz.

Die Deutsche Schmerzgesellschaft sucht nach neuen Konzepten, um die bisher kaum verbreitete gemeinsame Entscheidungsfindung zwischen Arzt und Patient auf eine breitere Basis zu stellen. Beim Schmerzkongress in Mannheim, der unter dem Motto "Gemeinsam entscheiden" steht, räumte Kongresspräsident Professor Winfried Häuser vom Klinikum Saarbrücken ein, dass hier noch viele Hausaufgaben zu machen sind, um dieser anspruchsvollen Herausforderungen gerecht zu werden. "Die Medikamenten-Beipackzettel zum Beispiel sind eine einzige Katastrophe", sagte er. Bisher gebe es kaum laienverständliche Informationen als Basis, um tatsächlich vertrauensvolle Entscheidungen zwischen Arzt und Patient möglich zu machen. "Wir müssen diese Informationen leider erst noch entwickeln," sagte er.

Kongresspräsident Häuser warnte davor, die Chancen von Cannabis bei der Schmerztherapie überzubewerten. "Es besteht keine ausreichende Evidenz, dass cannabisbasierte Arzneimittel in der Therapie bei Tumorscherzen, rheumatischen und gastrointestinalen Schmerzen oder bei Appetitlosigkeit bei Krebs und Aids wirksam sind." Eine ausreichende Evidenz gebe es nur bei neuropathischem Schmerz.

Die DSG und die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin begrüßten dennoch die Gesetzesänderung mit Blick auf Cannabis, weil sie die bisherigen Barrieren bei der Kostenerstattung von cannabishaltigen Rezeptur- und Fertigarzneimitteln abbaue. "Cannabinoide sollten jedoch nicht als isoliertes Therapieverfahren, sondern in Kombination mit physiotherapeutischen und schmerzpsychotherapeutischen Verfahren Anwendung finden.", sage Häuser.

Der Schmerzkongress dauert bis zum 14. Oktober, erwartet werden an die 2000 Teilnehmer.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kommentar zur Niederlassungsförderung im Saarland

Landarztprogramme sind nur ein „Nice-to-have“

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Abb. 1: Anteil der PMR-Patientinnen und -Patienten mit anhaltender Remission (primärer Endpunkt)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Erstes steroidsparendes Biologikum bei Polymyalgia rheumatica

Sarilumab schließt eine therapeutische Lücke

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Eine Ärztin hält einen Reagenzstreifen zur Analyse einer Urinprobe in der Hand.

© H_Ko / stock.adobe.com

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Ein älterer Herr, der einen medizinischen Fragebogen ausfüllt.

© buritora / stock.adobe.com

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant