EU-Pläne

Schulen sollen gegen Adipositas kämpfen

Fast jedes dritte Kind in Europa ist übergewichtig. Die EU-Kommission will nun stärker gegen Adipositas in jungen Jahren vorgehen. Dafür hat sie die Vorgaben für Essen in den Schulen untersuchen lassen.

Von Thomas A. Friedrich Veröffentlicht:
Schnitzel und Kartoffelsalat: Nach Meinung der EU-Kommission soll das Mittagessen in den Schulen gesünder werden.

Schnitzel und Kartoffelsalat: Nach Meinung der EU-Kommission soll das Mittagessen in den Schulen gesünder werden.

© Franziska Kraufmann/dpa

BRÜSSEL. Die EU-Kommission will Junkfood auf dem Pausenhof eindämmen. In einer Studie hat die Gemeinsame Forschungsstelle (JRC) den Zusammenhang zwischen Schulverpflegung und öffentlicher Gesundheit in den 28 EU-Staaten sowie Norwegen und der Schweiz untersucht.

In allen Ländern existieren staatliche Leitlinien für die Schulverpflegung. Deutschland zählt zu den 16 Ländern, die freiwillige Richtlinien für Schulessen haben. Die Studien-Autoren führen dies darauf zurück, dass für Schulen die Bundesländer zuständig sind.

Die Maßnahmen in den EU-Ländern reichen von der Förderung und Aufklärung über gesunde Ernährung an Schulen auf freiwilliger Basis über Empfehlungen von Menüs, Portionsgrößen und Nährwertprofilen bis hin zu völligen Verboten etwa von Verkaufsautomaten und zuckerhaltigen Getränken auf dem Pausenhof oder im direkten Umfeld von Schulen.

Fast eines von drei schulpflichtigen Kindern in Europa ist übergewichtig oder adipös und riskiert so, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. "Schulen sind wichtige Partner bei unseren Bemühungen, gesunde Ernährungsgewohnheiten bei Kindern zu fördern, damit sie bei guter Gesundheit heranwachsen und ihr Entwicklungspotenzial ausschöpfen können", sagte EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg bei der Vorstellung der Studie.

Diese erste Untersuchung von Programmen zur Schulverpflegung sowie der "EU-Aktionsplan zu Adipositas im Kindesalter 2014-2020" seien wichtige Bausteine im Kampf gegen Adipositas.

Der deutsche Ernährungswissenschaftler Stefan Storcksdieck vom EU-Forschungszentrum in Ispra am Lago Maggiore hat den Bericht erarbeitet. Dieser zeigt den aktuellsten Stand über Verpflegungsrichtlinien in Grundschulen und weiterführenden Schulen.

Diese beinhalten Maßnahmen wie das Verbot von Lebensmitteln, die Angabe des Nährstoffgehalts einer Mahlzeit oder die Einschränkung von Werbung für bestimmte Lebensmittel in Schulmensen.

So sind vor allem die Verfügbarkeit von stark zuckerhaltigen Getränken wie Cola und Limonaden in bis zu 82 Prozent der untersuchten Ernährungsprogramme eingeschränkt oder verboten. Dies wird oft durch den Zugang von kostenlosem Trinkwasser und der Ausgabe von Schulmilch kompensiert. Salzige Knabbereien wie Chips stehen ebenso häufig auf dem Index wie Süßigkeiten.

Die Einzelheiten der Schulverpflegungsprogramme in den 30 untersuchten Ländern sind sehr unterschiedlich. In 59 Prozent der Fälle werden die Resultate der Schulverpflegungsprogramme in den betroffenen Staaten auch evaluiert.

Auch das Europäische Parlament (EP) stützt die Bemühungen der EU-Kommission im Kampf gegen Adipositas. Der EP-Agrarausschuss hat erst im Juli beschlossen, mehr Geld für kostenlose Schulmilch und Frischobstverteilung an den Schulen in der EU bereitzustellen.

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Veröffentlicht: 21.08.2014 © Springer Medizin

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Kommentare
Almut Rosebrock 21.08.201408:20 Uhr

Und die Familien?

Leider werden ja durch die aktuelle Politk die Familien völlig "rausgeholt" aus der Mittagsversorgung der Kinder. Der Druck zum Ganztag - mit Geld werden die Schulträger dazu gelockt und Zukunftsangst der Frauen, die bewusst für ihre Kinder da sein wollen, geschürt - bewirkt, dass es selbstverständlich werden soll, nicht mehr selbst, individuell und gesund für die Ernährung der Kinder verantwortlich zu sein, sondern das "dem Staat" zu überlassen. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass meine Kinder das Mensaessen nicht mögen und an den Langtagen lieber nachmittags zu Hause war essen.
Letztlich fehlt in Kita wie Schule die Liebe, die persönliche Fürsorge und bedingungslose Annahme - die NUR eine Mutter / Vater ihrem Kind vermitteln kann. Das Fehlen von Liebe wiederum führt zu "Kompensationsfuttern". Mit Folge Übergewicht.
Leider sieht die derzeitige ideologie- und wirtschaftsgeleitete "Familienpolitik" nicht die Psyche der Kinder - und auch der Eltern.
Es geht sehr viel Gutes verloren, wenn Mütter baldmöglichst wieder in Erwerbstätigkeit getrieben werden - auch die Erfahrung, wie einfach und günstig sich gesundes und leckeres Essen selbst anfertigen lässt!
Ich ermutige Eltern dazu, gegen den Strom des Mainstream zu schwimmen und selbstbestimmt Familie zu leben und zu gestalten.
www.glmk.de

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