Fachkräftemangel

Spanische Pflegekräfte für die MHH

Bienvenido: 18 Pflegekräfte aus Spanien haben ihre neuen Arbeitsstellen an der Medizinischen Hochschule Hannover angetreten. Sie sollen zunächst ihre Sprachkenntnisse vertiefen und den Arbeitsalltag auf den Stationen kennen lernen.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
An der MHH in Hannover begrüßt Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) 18 spanische Pflegekräfte und Krankenschwestern.

An der MHH in Hannover begrüßt Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) 18 spanische Pflegekräfte und Krankenschwestern.

© MHH

HANNOVER. 18 Pflegekräfte aus Spanien sind am 1. August an ihren neuen Arbeitsstellen an der Medizinischen Hochschule in Hannover (MHH) angekommen.

Die 15 Frauen und drei Männer aus der Gegend um Murcia im Südosten Spaniens sind unter 36 Bewerbern ausgesucht worden. Sie und die MHH profitieren dabei von dem Projekt "Bienvenido! Spanische Fachkräfte für Niedersachsen" des Bildungswerkes der Niedersächsischen Wirtschaft (BNW).

"Wir fühlen uns wie Pioniere und wollen auch Vorbilder sein für unsere spanischen Kollegen, die eventuell in unsere Fußstapfen treten und auch zum Arbeiten nach Deutschland kommen", sagte die 24-jährige Raquel P.

Mehrere 100 Stunden Sprachunterricht

Bundesarbeitsministerin Dr. Ursula von der Leyen (CDU) sagte bei einem Besuch in der MHH: "In krisengeschüttelten Ländern wie Spanien sind viele Menschen trotz hervorragender Qualifikation auf der Suche nach Arbeit. Für sie kann der Europäische Arbeitsmarkt zur echten Chance werden. Wir suchen in Deutschland dringend Pflegekräfte. Jeder EU-Bürger, der sich vorstellen kann, sein berufliches Glück in einem anderen Land zu suchen, auch Lust hat, eine neue Sprache und Kultur kennenzulernen, ist uns willkommen."

In den ersten Wochen sollen die Neuankömmlinge ihre Deutschkenntnisse vertiefen und werden bereits punktuell auf den Stationen in den Arbeitsalltag eingeführt, hieß es. Bevor sie regulär arbeiten dürfen, müssen die Neuankömmlinge noch ihre Deutschprüfung bestehen.

"B2 ist das Level an Deutschkenntnissen, das die Bewerber brauchen, um als examinierte Pflegekräfte arbeiten zu können", sagte Peter Müller vom BNW zur "Ärzte Zeitung". Das braucht allerdings Zeit, "mehrere hundert Stunden", so Müller.

Bis dahin und bis ihre Anträge auf Anerkennung ihres spanischen Abschlusses positiv beschieden sind, werden die neuen Schwestern und Pfleger bei der MHH als Pflegehelfer geführt.

Umfassendes Willkommensprogramm entwickelt

Die neuen Pflegekräfte sind Akademiker. "Alle haben einen Bachelor-Abschluss in der Krankenpflege, waren in Spanien aber arbeitslos. Wir geben ihnen einen Arbeitsvertrag über zunächst zwei Jahre", erklärte Iris Meyenburg-Altwarg, Geschäftsführerin der Pflege in der MHH.

Das Präsidium der MHH habe die Idee des BNW sofort aufgegriffen, denn auch "wir sehen mit Sorge den Fachkräftemangel, der im Bereich der Pflege auf uns zukommt", betonte MHH-Vizepräsident Dr. Andreas Tecklenburg, zuständig für das Ressort Krankenversorgung.

"Unser Ziel ist es, den jungen Menschen eine dauerhafte Perspektive hier in Hannover aufzuzeigen."

Die Initiative des Bildungswerks vermittelt Sprachkurse und erleichtert den Einstieg in die berufliche Zukunft in Deutschland.

"Bisher haben wir rund 50 Spanierinnen und Spanier nach Deutschland vermitteln können", sagt Müller, "darunter auch zwei Ärzte und einen Pfleger an ein Krankenhaus nach Bad Lauterbach."

Personal für Gesundheitssektor wird gebraucht

Die Initiative soll ausgeweitet werden, so Müller. Vor allem Personal für den Gesundheitsbereich wird gesucht. "Bienvenido!" sei ein umfassendes Angebot für Unternehmen und spanische Fachkräfte und beinhaltet nicht nur die Rekrutierung, sondern auch eine intensive sprachliche und interkulturelle Vorbereitung sowohl in Spanien als auch in Niedersachsen, Praktikumsphasen, pädagogische Betreuung und Integrationshilfen.

"Allerdings müssen die Bewerber-Unternehmen in Deutschland wissen, dass die Vermittlung Zeit braucht", erklärt Müller.

Dieser Umstand hat die MHH nicht abgeschreckt. Auch die Kosten nicht. Nach Angaben der Hochschule investierte die MHH rund zwei Monatsgehälter pro Schwester oder Pfleger für die Vermittlung aus Spanien.

Das sei nicht mehr Geld, als wenn man Pflegekräfte per Anzeigen sucht, hieß es.

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Kommentare
Olaf Grenzer 07.08.201311:02 Uhr

Chancen verschlafen

Pflegenotstand, Ärztemangel etc. und was fällt der Politik dazu ein?
Arbeitskräfte aus dem Ausland!
Nachhaltige Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege, angemessene Bezahlung, anstatt mit Personal-GmbH´s Tarifverträge auszuhebeln, Wertschätzung durch die Arbeitgeber, all diese Dinge und noch vieles mehr, finden in der Realität immer noch nicht statt. Hinzu kommt, dass über Jahre in vielen Ländern die Pflegeschülerinnen und Schüler nach ihrer Ausbildung nicht übernommen wurden, Schüler mit mittlerem Schulabschluß nicht so gerne gesehen wurden und man lieber Abiturienten einstellte.
Da ist es doch viel einfacher, Arbeitskräfte aus den gebeutelten EU-Ländern zu holen, schließlich tut man damit etwas gutes. Vor allem sind sie dankbar und nicht so aufmüpfig und anspruchsvoll. Wobei es auch da Unterschiede geben soll, je nachdem aus welchem EU-Land.

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