„Ohne MFA geht es nicht“
SpiFa-Chef Heinrich fordert mehr Wertschätzung für Praxisangestellte
Leistungsfähige Praxen seien ohne Medizinische Fachangestellte nicht denkbar, sagt SpiFa-Vorsitzender Heinrich – und fordert von der Politik mehr als nur Lippenbekenntnisse für den Berufsstand. Auch die Pädiater melden sich zu Wort.
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„Freue mich jeden Tag auf die sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit mit meinen MFA“: SpiFa-Vorstandsvorsitzender Dr. Dirk Heinrich.
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Berlin. Mehr Wertschätzung und eine Aufwertung der Gesundheitsberufe in der ambulanten Medizin hat der Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbands Fachärzte (SpiFa), Dr. Dirk Heinrich, gefordert. Leistungsfähige Arztpraxen seien ohne Medizinische Fachangestellte (MFA) nicht denkbar, erklärte Heinrich am Dienstag.
So behandele etwa ein HNO-Arzt mit Unterstützung von Fachangestellten im Schnitt bis zu 1.300 Patientinnen im Quartal. „Privatpraxen ohne MFA nur etwa 250“, rechnete Heinrich vor.
Gesundheitsleistungen, die in Praxen angeboten würden, seien daher immer „Teamleistung“, hier kümmerten sich Ärztinnen und Ärzte gemeinsam mit dem medizinischen und nicht-medizinischen Fachpersonal um die Patienten. Laut einer SpiFa-Umfrage beschäftigen etwa drei Viertel der Facharztpraxen mindestens vier oder mehr nichtärztliche Fachkräfte.
Zu wenig Beachtung geschenkt
Die Gesundheitspolitik schenke der ambulanten Medizin zu wenig Beachtung, dies gelte insbesondere für die personelle Situation in den Praxen, moniert der Fachärzteverband. Viele MFA verließen ihren Beruf oder wanderten Richtung Krankenhaus. „Lippenbekenntnisse“ habe es hierzu genug gegeben.
„Wir verlieren schon jetzt zu viele MFA an Kliniken und Pflegeeinrichtungen“, beklagte auch die Präsidentin des Verbands medizinischer Fachberufe (VMF), Hannelore König. Wenn Kolleginnen und Kollegen oder Pflegekräfte in den Krankenhäusern demnächst höhere Brutto-Stundenlöhne erhielten, fürchte ihr Verband eine weitere „enorme Abwanderungswelle“. Lohndifferenzen von mehr als 30 Prozent könnten die Tarifpartner im ambulanten Sektor nicht überwinden. „Hier ist dringend eine staatliche Gegenfinanzierung notwendig“, so König.
Abwanderung in die Kliniken
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sehe die Anhebung der Mindestlöhne für Pflege- und Betreuungskräfte als Zeichen der Anerkennung, was diese täglich leisten. „Der Beitrag unserer Berufsangehörigen ist keinen Deut geringer“, sagte König.
Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, hat der VMF für kommenden Freitag (8. September) zu einer Protestaktion am Brandenburger Tor in Berlin aufgerufen. Erwartet werden dazu auch Vertreterinnen und Vertreter von Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen), aus Berufsverbänden sowie mehrere Gesundheitspolitiker, unter anderem ist auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) als Redner angekündigt.
Pädiater warnen vor Zusammenbruch
Zu Wort meldeten sich am Dienstag auch die Pädiater. „Den enormen Herausforderungen im Berufsalltag von Medizinischen Fachangestellten steht ein Verdienst gegenüber, der nicht mit den Gehältern mithalten kann, die in den Kliniken bezahlt werden“, sagte Dr. Michael Hubmann vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).
Mit der Benachteiligung im Vergleich zur Personalfinanzierung in den Kliniken sorgten die politisch Verantwortlichen dafür, dass die Beschäftigten den Praxen den Rücken kehrten. „Wenn diese Entwicklung nicht gestoppt wird, ist der Zusammenbruch des ambulanten Gesundheitswesens unausweichlich“, warnte Hubmann.
Der BVKJ hatte im März selber eine Kampagne gestartet, um die Leistungen der Medizinischen Fachangestellten stärker in die Öffentlichkeit zu transportieren. Pädiatrische Praxen klagen seit Monaten, dass es zunehmend schwer fällt, neue MFA zu gewinnen. BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach hatte von einem „Wettrennen“ mit den Krankenhäusern gesprochen, das die Praxen nur verlieren könnten. (hom)