Strafe für Ärzte, die Arbeit auf dem Land verweigern

PARIS (DDB). Die französische Regierung will hart durchgreifen: Um die Niederlassung von Ärzten in unterversorgten Gebieten zu fördern, sollen Ärzte mit bis zu 1000 Euro pro Jahr bestraft werden, wenn sie sich weigern, zumindest vorübergehend in solchen Gebieten zu arbeiten.

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Dieser Plan stößt auf heftigen Protest aller Ärzteverbände, die von "sowjetischer Planwirtschaft" sprechen. Fakt ist allerdings, dass inzwischen mehr als 2,5 Millionen Franzosen große Schwierigkeiten haben, einen praktischen Arzt in ihrer Nähe zu finden.

Dies gilt insbesondere für die ländlichen Gebiete Zentralfrankreichs, der Normandie, der Picardie und Burgunds. In diesen Regionen versorgen zwischen 260 und 290 praktische Ärzte 100 000 Einwohner. Der nationale Durchschnitt ist wesentlich höher, er liegt bei 322 Medizinern pro 100 000 Einwohner.

Frankreichs Ärzte sind maßlos verärgert.

In der Pariser Region sowie in der Provence und an der Côte d'Azur sind sogar mehr als 410 praktische Ärzte pro 100 000 Einwohner im Einsatz. Innerhalb jeder Region gibt es weitere spürbare lokale Unterschiede, viele ländliche Gebiete gelten als dramatisch unterversorgt.

Die Regierung will bis Mitte Februar einen Gesetzentwurf vorlegen. Künftig sollen danach Ärzte, die bereits in gut versorgten Gebieten tätig sind oder die sich dort niederlassen wollen, auch einige Tage oder Wochen pro Jahr in einem unterversorgten Gebiet arbeiten müssen. Sie sollen dort entweder Bereitschaftsdienste übernehmen oder Patienten in Gruppen- und Nebenpraxen versorgen.

Ärzte haben inzwischen vehement gegen diese auch von Präsident Nicolas Sarkozy unterstützten Pläne protestiert. Die Bürgermeister von Hunderten kleiner Dörfer aber begrüßen das Konzept, weil sie unbedingt auf Ärzte angewiesen sind. Ärzteorganisationen warnen, dass viele Studenten ihr Medizinstudium abbrechen könnten - weil sie über ihren Arbeitsort selbst entscheiden wollen.

Mitte Februar soll die Regierung einen Gesetzentwurf zu diesem Thema vorlegen, der sich auch mit der strategischen Frage beschäftigen wird, ob kleinere Provinzkrankenhäuser - als Folge des Ärztemangels - zugunsten von größeren Medizinzentren geschlossen werden sollten.

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