Deutsche Krankenhausgesellschaft

Studie: Im Krisenfall sind die meisten Krankenhäuser in Deutschland blank

Alarmpläne der Kliniken seien derzeit eher auf zivile Katastrophen ausgerichtet, heißt es in einer aktuellen Analyse. Freilich: Mehr Krisenresilienz für den stationären Sektor könnte Milliarden Euro kosten.

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Beim Schutz vor Angriffen aus dem Cyber-Raum sind die Krankenhäuser nicht gut aufgestellt, hat eine aktuelle Studie ergeben.

Beim Schutz vor Angriffen aus dem Cyber-Raum sind die Krankenhäuser nicht gut aufgestellt, hat eine aktuelle Studie ergeben.

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Berlin. Das Gros der Krankenhäuser in Deutschland ist weder auf den direkten Verteidigungs- noch den Bündnisfall vorbereitet. Auch Cyberangriffen und Sabotage habe der stationäre Sektor im Land nicht viel entgegenzusetzen. Darauf verweist eine Studie des Institute for Health Care business (hcb) und des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI).

Die Analysen zeigten, dass die Krankenhäuser in Deutschland in ihrer derzeitigen Struktur nur eingeschränkt krisenfest und verteidigungsfähig seien, sagte DKI-Vorstand Karl Blum bei der Vorstellung der Untersuchung.

Schwachstellen gebe es beim Personal, bei der Cybersicherheit, bei den baulichen Gegebenheiten, bei der Lagerhaltung für medizinische Vorräte und bei der Vorbereitung auf biologische, chemische, und nukleare Bedrohungen. Alarmpläne in Krankenhäusern seien aktuell vor allem auf zivile Katastrophen ausgerichtet, sagte Blum.

Der Sektor benötige ein Baubeschleunigungsgesetz, forderte Professor Boris Augurzky, Geschäftsführer des hcb-Instituts sowie Vorstandsvorsitzender der Rhön Stiftung. Kurzfristig angehen lasse sich lediglich die Ertüchtigung der IT-Infrastruktur. Die Sicherung der Energieversorgung, der Ausbau der Lager für medizinisches Gerät und Medikamente sowie der Bau zum Beispiel von unterirdischen OP-Kapazitäten werde nur langsam vonstatten gehen.

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Allein um sich gegen Angriffe aus dem Cyberraum zu wappnen, benötigten die Häuser 2,7 Milliarden Euro, heißt es in der Studie. Im Bündnisfall liege der Investitionsbedarf bei 4,9 Millionen Euro. Bei einem direkten Angriff auf die Bundesrepublik Deutschland, mithin dem Verteidigungsfall, würden 14 bis 15 Milliarden Euro gebraucht, um den stationären Sektor darauf einzustellen.

„Resilienz und Sicherheit müssen zu festen Bestandteilen der Krankenhausplanung werden, die aktuell in allen 16 Bundesländern anstehe“, sagte DKG-Vorstandsvorsitzender Dr. Gerald Gaß am Dienstag.

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Militärische Aspekte habe der Sektor derzeit nicht im Blick. Gaß warnte vor Personalmangel im Krisenfall. Die Belegschaften ließen sich nicht beliebig aufstocken, kurzfristig eine Personalreserve aufzustellen werde nicht funktionieren. Es gebe allerdings die Chance, das medizinische und pflegerische Personal zu schulen und flexible Pläne zur Umgruppierung aufzustellen. „Flexibilität muss man üben“, so Gaß. (af)

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