Bericht der Hauptstelle für Suchtfragen

Suchtberatung der Kommunen vor massiven Problemen

Rund 1.300 kommunale Suchtberatungsstellen begleiten hierzulande betroffene Menschen und deren Angehörige. Doch vielen droht das Aus. Fachleute schlagen Alarm, denn der Bedarf steigt.

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Hamm. Drei Viertel der öffentlich finanzierten Suchtberatungsstellen in Deutschland können ihre Kosten in diesem Jahr nicht decken: Zu diesem Ergebnis kommt ein am Donnerstag vorgestellter Bericht der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. Er beruht auf einer Befragung der rund 1.300 Beratungsstellen. Demnach sind bereits Schließungen erfolgt, weitere stünden bevor; vielfach müssten Sprech- und Öffnungszeiten gekürzt werden.

Hintergrund ist laut der Organisation vor allem Personal- und Fachkräftemangel. Zugleich würden die einzelnen Fälle komplexer, die Nachfrage steige. „Das ist besonders dramatisch, weil Suchtberatungsstellen häufig die erste Adresse für Hilfesuchende in akuten Krisen sind“, sagte die Autorin des Berichts, Christina Rummel.

Dem Bericht zufolge ruft mitunter auch die Teillegalisierung von Cannabis Unsicherheiten in den konkreten Auswirkungen für die Arbeit in den Beratungsstellen hervor. Zudem wurden Herausforderungen der Digitalisierung, durch Crack-Konsum oder Wohnungslosigkeit genannt.

“Beratung rettet Leben“

Über die Hälfte der befragten Einrichtungen habe von einem Defizit von mindestens 20 Prozent berichtet, ein Drittel liege sogar darüber. Die kommunal finanzierte Suchtberatung sei „keine verbindliche und gesetzlich gesicherte Leistung“, beklagte Rummel. Die Ausstattung hänge daher auch von der Finanzlage der jeweiligen Kommune oder des Bundeslandes ab.

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Die Arbeit der Beratungsstellen sei jedoch unverzichtbar: „Sie retten Leben“, hieß es. Für Betroffene führe der Weg in eine Therapie meist über eine solche Beratung; Angehörige fänden ebenfalls Unterstützung. Bund, Länder und Kommunen müssten ein Wegbrechen dieses Angebots verhindern, mahnte Rummel, die Geschäftsführerin der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen ist.

Die Dachorganisation vertritt nach eigenen Angaben nahezu alle Träger der ambulanten Suchtberatung und Suchtbehandlung, der stationären Versorgung und der Sucht-Selbsthilfe. Den Angaben zufolge wurde erstmals bundesweit erhoben, wie es um die Finanzierung der hiesigen Suchtberatungsstellen steht. (KNA)

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