Sachsen
TK wirft Ärzten Versorgungsmängel vor
Die Techniker Krankenkasse macht die hohe Sterblichkeit bei Herzinfarkten an Mängeln in der ambulanten Versorgung fest, die KV Sachsen hingegen an Regionalfaktoren.
Veröffentlicht:Dresden. In Sachsen ist ein heftiger Streit um mögliche Ursachen für überdurchschnittlich hohe Sterbezahlen bei Herzinfarkten und Schlaganfällen entbrannt. Anlass dafür sind Schlussfolgerungen der Techniker Kasse (TK) aus Statistiken, in denen sie vor allem bestehende Mängel in der ambulanten Versorgung als Grund ausmacht. Die KV Sachsen und die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie widersprechen diesen Ansichten und sehen andere Ursachen.
„Patienten sterben, bevor sie überhaupt in eine Klinik kommen“, sagt Simone Hartmann, Leiterin der TK Sachsen. Herzerkrankungen würden entweder nicht oder zu spät erkannt. „Das offenbart auch Qualitätsdefizite in der ambulanten Versorgung.“ Laut TK lag die Sterbezahl in Sachsen in den Jahren 2008 bis 2016 um 19 Prozent über dem Bundesschnitt, bei Todesfällen wegen Erkrankungen der Herzkranzgefäße knapp 31 Prozent.
„Nicht nachvollziehbar“
„Die Aussage von Frau Hartmann ist für die KV Sachsen nicht nachvollziehbar“, erwidert Sachsens KV-Chef Dr. Klaus Heckemann auf Anfrage der „Ärzte Zeitung“. Die Sterblichkeit wegen Erkrankungen der Herzkranzgefäße sei in Sachsen zwar höher als im Bundesdurchschnitt, allerdings liege sie in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg noch wesentlich ausgeprägter darüber. „Dementsprechend hätten die Ärzte in Sachsen eher ein Lob von der TK verdient“, verlangt Heckemann.
Professor Ulrich Laufs, Direktor der Klinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig, schätzt namens der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, dass die „wesentlichen Ursachen für regionale Unterschiede in den kardiovaskulären Sterbezahlen in sozialen Faktoren wie dem Rentenniveau und der regionalen Verteilung der kardiovaskulären Risikofaktoren wie Rauchen, Diabetes, Cholesterin, Blutdruck, Adipositas und Bewegungsmangel begründet sind“. Deshalb sei es nötig, die Daten auf die regionalen Sozialfaktoren und Risikofaktoren zu beziehen. Heckemann ergänzt, dass nach wie vor Risikofaktoren wie Übergewicht und Rauchen in den neuen Bundesländern deutlich häufiger aufträten.
Als Beleg dafür, dass Mängel bei der Versorgung durch niedergelassene Mediziner verantwortlich seien, führt TK-Leiterin Hartmann an, dass in Sachsen in den vergangenen Jahren deutlich mehr Menschen als zuvor wegen Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen in Krankenhäusern behandelt worden seien. „Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen gehören nicht per se in die Klinik“, ergänzt Hartmann. Wenn diese Diagnosen in Kliniken stiegen, sei das ein Hinweis, dass die ambulante Behandlung nicht wirkungsvoll oder intensiv genug erfolgt sei. „Denn in aller Regel kann die Einstellung der Patienten ambulant geschehen.“ Sie bemängelt falsche Vergütungsanreize im ambulanten System, die zur Verknappung ärztlicher Kapazitäten, langen Wartezeiten und , unkoordinierter oder fehlender fachärztlicher Versorgung führten.