Pflegereform

Umfrage: Mehrheit für Ende der Pflege-Zuzahlungen im Heim

Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov sprachen sich 60 Prozent tendenziell dafür aus, dass die Pflegeversicherung alle Kosten der Pflege abdecken sollte. Stärkere Entlastungen sind geplant.

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Die Unterbringung im Pflegeheim ist teuer: Daher ist rund ein Viertel der Bürger unbedingt dafür, dass die Pflegeversicherung alle Kosten einer Heimunterbringung trägt.

Die Unterbringung im Pflegeheim ist teuer: Daher ist rund ein Viertel der Bürger unbedingt dafür, dass die Pflegeversicherung alle Kosten einer Heimunterbringung trägt.

© Tom Weller / dpa / picture alliance

Berlin. Angesichts immer höherer Kosten für Pflegebedürftige befürwortet laut einer Umfrage eine Mehrheit ein Ende der Zuzahlungen für die reinen Pflegeleistungen in Heimen. In der Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sprachen sich 60 Prozent tendenziell dafür aus, dass die Pflegeversicherung alle Kosten der Pflege abdecken sollte - auf jeden Fall fanden dies 24 Prozent, eher ja sagten 36 Prozent. Eher nein sagten 17 Prozent, auf keinen Fall wollten es 8 Prozent.

Hintergrund ist, dass die Pflegeversicherung - anders als die Krankenversicherung - nur einen Teil der Kosten trägt. Heimbewohner und Heimbewohnerinnen müssen einen Eigenanteil für die reine Pflege beisteuern, der seit Jahren steigt. Zum 1. Januar lag er nach Daten des Verbands der Ersatzkassen im bundesweiten Schnitt bei 1139 Euro - nach 912 Euro Anfang 2022.

Entlastungen bei den Eigenanteilen

Im Heim kommen auch noch Zahlungen für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen in den Einrichtungen dazu. Insgesamt waren so im ersten Jahr im Heim im Bundesschnitt 2411 Euro pro Monat aus eigener Tasche fällig, 278 Euro mehr als Anfang 2022.

Die gerade beschlossene Pflegereform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht bereits stärkere Entlastungen bei den Eigenanteilen für die reine Pflege vor - indem 2022 eingeführte Zuschläge zum 1. Januar 2024 erhöht werden. Den Eigenanteil für die reine Pflege soll das im ersten Jahr im Heim um 15 statt bisher 5 Prozent drücken, im zweiten Jahr um 30 statt 25 Prozent, im dritten um 50 statt 45 Prozent, ab dem vierten Jahr um 75 statt 70 Prozent.

Mehrausgaben wären die Folge

In der Debatte über eine grundlegende Finanzreform zur Entlastung von Heimbewohnerinnen und Heimbewohnern gibt es Forderungen nach einem Ende der Zuzahlungen für die reine Pflege. Daraus würden Mehrausgaben für die Pflegeversicherung entstehen. Zur Finanzierung wird laut der Umfrage mehrheitlich ein dauerhafter Zuschuss aus Steuermitteln aus dem Bundeshaushalt favorisiert - dies nannten 62 Prozent der Befragten. Eine Erhöhung des Pflegebeitrags nannten 15 Prozent. Dass es anders finanziert werden sollte, sagten 8 Prozent. Für die Umfrage wurden vom 21. bis 23. Juni insgesamt 2033 Menschen ab 18 Jahren befragt.

Der Pflegebeitrag steigt der Pflegereform zufolge zum 1. Juli um 0,35 Prozentpunkte, für Kinderlose noch etwas mehr. Familien mit mehreren jüngeren Kindern werden aber entlastet. Vorgesehen sind ab 2024 auch Leistungsverbesserungen für Pflegebedürftige zu Hause. (dpa)

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Kommentare
Hans Christoph 27.06.202319:25 Uhr

Umfrage: Mehrheit für ENDE der Pflege-Zuzahlungen in PflegeHeimen ....
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das leidige Thema erhebliche private Zuzahlungen für Pflegebedürftige in PflegeHeimen muss nicht mehr in Details breitgetreten werden, = ätzend und schlichtweg NICHT zielführend...auch nicht stetige Milliarden an Steuergeldern, die in ein Fass ohne Boden versenkt / vernichtet werden.
Die einzige solidarische Lösung =und bleibt die Bürgerversicherung, wo ALLE Erwerbstätigen solidarisch Pflichtbeiträge
entrichten. Die Einnahmeseite würde sich um viele Miliarden EURO erhöhen. Die Beiträge könnten nach Schätzungen
sogar minimiert werden. Die Pflege ist ebenfalls eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, und muss deshalb auf PflegeVollabsicherung umgestellt werden, keine Steuergelder, keine Pflege-Zuzahlungen.. Schluss damit...
Solidarität aller Erwerbstätigen muss hergestellt werden. Die Präsidentin der DRV , der Präsident des Bundessozialgerichtes, führende Köpfe der Gewerkschaften , sogar die Präsidentin des VdK war zumindest bisher lauthals für die Bürgerversicherung !!! Ach ja der Bundesgesundheitsminister Prof.Dr.med. Karl Lauterbach ist allerdings sehr kleinlaut, auch für die Einführung der Bürgerversicherung !!! aber außer heißer Luft NICHTS gewesen...
Die Freigabe von Cannabis, und die Gründung von Gesundheitskiosken, wo man allerdings KEINE Zeitungen kaufen kann solche peanuts sind viel, viel wichtiger.... erschreckend .... abstoßend....

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