NRW
Viel Platz für Hausärzte und Psychotherapeuten
In Nordrhein-Westfalen führt die neue Bedarfsplanung zu einer erklecklichen Zahl neuer Hausarztsitze. Auch in der allgemeinen fachärztlichen Versorgung gibt es einen Zuwachs, der allerdings geringer ausfällt.
Veröffentlicht:KÖLN. Nach einer Prognose der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNo) werden in Nordrhein auf Basis der durch die neue Bedarfsplanung geltenden Verhältniszahlen 345,5 Hausarztsitze frei.
Der KVNo-Vorsitzende Dr. Peter Potthoff warnt allerdings vor Euphorie. "Die neue Bedarfsplanung ist nichts anderes als ein Plan." Der neue Plan sei zwar besser als der bisherige. "Er wird uns aber nicht helfen, neue Ärzte ins Land zu bekommen", betont Potthoff.
Planzahlen erfolgen bis 30. Juni
Die bisherigen Prognosen zum Ärztebedarf setzen eine vollständige Umsetzung der Bundesrichtlinie voraus.
Entscheidend ist jedoch, welche Beschlüsse der zuständige Landesausschuss für die einzelnen Fachgruppen fasst. Die Festlegung der tatsächlichen Planzahlen durch den Ausschuss muss bis spätestens 30. Juni erfolgen.
Gerade bei den Hausärzten wird die Diskrepanz zwischen Plan und Wirklichkeit deutlich.
Die neue Bedarfsplanungs-Richtlinie zeigt, dass für die Patientenversorgung in Nordrhein rund 350 zusätzliche Kollegen benötigt werden. Zurzeit sind aber schon 56 Hausarztsitze unbesetzt, 55 von ihnen seit langem.
Während es bei den Hausärzten den größten Bedarf gebe, legten gerade in den hoch spezialisierten Fachgruppen die Arztzahlen zu.
"Wir haben den stärksten Zuwachs bei den Neurochirurgen", sagt Potthoff. In der allgemeinen fachärztlichen Versorgung stehen in Nordrhein nach den neuen Verhältniszahlen 41 neue Sitze zur Verfügung, davon allein 28,5 bei den Psychotherapeuten. In ganz Nordrhein sind zurzeit zwei Facharztsitze nicht besetzt.
Plus von fast 100 Hausarztsitzen
Die neue Richtlinie beschert Westfalen-Lippe rechnerisch ein Plus von fast 100 Hausarztsitzen. Statt der bisher freien 228 Sitze würden es auf dieser Basis künftig 327 sein.
"Gerade in den bislang schon nicht gesperrten Landkreisen nimmt die Zahl der freien Arztsitze aufgrund der niedrigen Messzahl in vielen Mittelbereichen zu", sagt Dr. Gerhard Nordmann Vize-Vorsitzender der KV Westfalen-Lippe.
Von den 111 Mittelbereichen - kreisfreie Städte oder Zusammenschlüsse mehrerer kreisabhängiger Gemeinden - werden 71 den Versorgungsgrad von 110 Prozent unterschreiten. Ab 110 Prozent gelten Planungsbereiche als überversorgt.
"Voraussichtlich werden auch erstmals Planungsbereiche mit einer statistischen Unterversorgung von unter 75 Prozent Versorgungsgrad ausgewiesen werden."
In der allgemeinen fachärztlichen Versorgung werden nach dem neuen Bedarfsplan 35 Sitze frei - auch hier vor allem bei den Psychotherapeuten. Nach dem alten Bedarfsplan sind über alle Fachgruppen gerade einmal sieben Sitze frei.
Richtlinie schon scharfgestellt
Nordmann verweist auf die Besonderheit bei der gesonderten fachärztlichen Versorgung, also den Fachgruppen, die erstmals in die Bedarfsplanung aufgenommen werden.
Bei ihnen ist die neue Richtlinie schon scharfgestellt. Für Strahlentherapeuten und Neurochirurgen hat der Landesausschuss Zulassungssperren ausgesprochen.
In der gesonderten fachärztlichen Versorgung wird es erstmals eine einheitliche Planung für ganz Nordrhein Westfalen geben.
"Voraussichtlich werden in diesen Fachgruppen keine neuen Arztsitze in NRW entstehen", sagt Nordmann.