Volkskrankheiten günstiger therapierbar

Die Sterblichkeit an Herz-Kreislauf- Erkrankungen hat in den vergangenen Jahrzehnten stärker abgenommen als die Mortalität an anderen Krankheiten.

Von Bülent Erdogan Veröffentlicht:
Krankhaftes Übergewicht und der Griff zur Zigarette: Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind da nicht mehr fern.

Krankhaftes Übergewicht und der Griff zur Zigarette: Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind da nicht mehr fern.

© Foto: dpa

Das sagte der Leiter des Berliner IGES-Instituts Professor Bertram Häussler bei der Vorstellung des Arzneimittel-Atlasses 2008 in Berlin. In Auftrag gegeben hat den Atlas der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA). Von 1985 bis 2006 sank die Mortalität der Bundesbürger im Westen Häussler zufolge um knapp 50 Prozent; bei anderen Todesursachen ging die Sterblichkeit nur um rund 22 Prozent zurück. Als Gründe dafür führt Häussler Erfolge in der medikamentösen Therapie mit ACE-Hemmern und Lipidsenkern an.

Mehrwertsteuererhöhung treibt Preise nach oben

Diese hatten auch im vergangenen Jahr einen großen Anteil an den Gesamtausgaben der Kassen von rund 28 Milliarden Euro. Das war ein Anstieg um 6,4 Prozent. Verordnet wurden 35,1 Milliarden Tagesdosen, ein Anstieg um 5,8 Prozent. Brutto beliefen sich die Mehrausgaben für die Kassen durch den gestiegenen Verbrauch auf 2,18 Milliarden Euro.

Unter anderem durch Preissenkungen der Hersteller in Höhe von 205 Millionen Euro, den Einsatz von Generika mit Einsparungen von 269 Millionen oder veränderten Darreichungsformen konnte der Kostenanstieg insgesamt um knapp 600 Millionen Euro gedrückt werden. Netto stiegen die Ausgaben 2007 damit noch um 1,68 Milliarden Euro. Ohne Mehrwertsteuererhöhung hätte der Kostenanstieg bei einer Milliarde Euro gelegen. 2007 sei das Jahr mit den stärksten Preisnachlässen gewesen, sagte Häussler.

Kaum eine Rolle spielten dagegen bisher die Rabattverträge. Zwar verzeichnete IGES hier Bruttoeinsparungen in Höhe von 330 Millionen Euro. Diese schmolzen aber auf 89 Millionen Euro ab, da für die Kassen mit den geringeren Preisen auch Zuzahlungen der Patienten wegfielen.

Deutliche Unterschiede zeigen sich IGES zufolge bei den Pro-Kopf-Ausgaben für Medikamente in den einzelnen KV-Bezirken: So liegen diese in Bayern bei 369 Euro, in Mecklenburg-Vorpommern bei 473 Euro. Noch größer sind die Unterschiede je nach Kassenart: So kamen die Innungskrankenkassen mit 270 Euro pro Versichertem aus, die Knappschaft-Bahn-See gab im vergangenen Jahr 615 Euro je Versichertem aus.

IGES erwartet weiter starken Kostendruck

Bei den Ausgaben für Arzneimittel ist auch in den kommenden Jahren Häussler zufolge eher nicht mit sinkenden Kosten zu rechnen. Zwar werde der Kostendruck bei der Behandlung von Volkskrankheiten in den nächsten drei bis vier Jahren nachlassen, so Häussler. Grund dafür sei der Ablauf von Patenten. Dafür stünden jedoch für die Spezialversorgung, etwa die Krebstherapie, innovative Medikamente in den Startlöchern. Dies werde zu einem anhaltenden Kostendruck führen, prognostiziert er.

Damit neue Arzneien den Patienten schnell erreichen, müssen nach Ansicht von VFA-Hauptgeschäftsführerin Cornelia Yzer Zugangshürden abgebaut werden. So seien wegen vieler Reglementierungen 2006 nur 5,2 Prozent der Arzneiausgaben in Deutschland auf Innovationen entfallen, die in den vergangenen fünf Jahren auf den Markt gekommen seien. In Schweden seien es über 18, in Belgien 17, in Frankreich und Italien über 13 Prozent gewesen. Yzer: "Wir sind heute beim Einsatz moderner Arzneien Schlusslicht in Europa."

Lesen Sie dazu auch: Arbeitslosigkeit treibt den Verbrauch von Lipidsenkern

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