Bayern

Volle Rückendeckung für die Hausärzte

Die Politiker im Freistaat stehen vereint hinter den Hausärzten: Die Refinanzierungsklausel für Hausarztverträge soll fallen. Unions-Politiker Singhammer geht sogar noch weiter.

Von Jürgen Stoschek Veröffentlicht:
Warnt vor schrumpfenden Verträgen: BHÄV-Chef Geis.

Warnt vor schrumpfenden Verträgen: BHÄV-Chef Geis.

© Bayerischer Hausärzteverband

MÜNCHEN. Mancher mag vielleicht an einen alten Sponti-Spruch gedacht haben. "Stell Dir vor, es ist Hochsommer und keiner hat Lust auf hitzige Debatten - schon gar nicht über Gesundheitsfonds, Morbi-RSA oder Bürgerversicherung".

Nur wenige Interessierte fanden sich zu einer Diskussion mit Politikern zum Thema "Diagnose Hausarztmangel. Was tun?" ein, zu der der Bayerische Hausärzteverband (BHÄV) in München eingeladen hatte. Auch die Debattierfreudigkeit war nicht sonderlich ausgeprägt.

Dabei hat das Thema Hausarztmangel selbst in München durchaus Bedeutung, wie BHÄV-Bezirksvorsitzender Dr. Christoph Grassl berichtete. In einigen Stadtteilen, die gelegentlich als soziale Brennpunkte beschrieben werden, seien schon jetzt keine Nachfolger mehr für Hausarztpraxen zu finden.

Angesichts der demografischen Entwicklung sei es auch nicht ausreichend, den Bestand zu erhalten, was schwer genug sei. "Eigentlich brauchen wir noch mehr Hausärzte", sagte Grassl.

Forderungen der Hausärzte finden bei Politikern Gehör

Die vom BHÄV immer wieder vorgetragenen Fakten und Argumente zu einem drohenden Hausarztmangel sind bei den Politikern offenbar angekommen.

Dazu gehört auch die Forderung nach Streichung der Refinanzierungsklausel für Hausarztverträge in Paragraf 73b Abs. 5a SGB V.

"Wenn die Klausel bleibt, schrumpfen die Hausarztverträge. Und wenn es keine Hausarztverträge mehr gibt, sehe ich schwarz für den Nachwuchs", erklärte BHÄV-Vorsitzender Dr. Dieter Geis.

Entsprechend eindeutig fielen die Antworten der Politiker, ob der Absatz 5a gestrichen werden soll, aus. Johannes Singhammer von der CSU: streichen.

Kathrin Sonnenholzner von der SPD: streichen. Dr. Otto Bertermann von den Freien Wählern: streichen. Lydia Dietrich von den Grünen: streichen.

Nur die FDP-Landtagsabgeordnete Julika Sandt brauchte ein paar Worte mehr. Die FDP habe eine entsprechende Bundesratsinitiative der Bayerischen Staatsregierung "unterstützt", sagte sie.

"Was Hausärzte wollen, soll realisiert werden"

Auch weitere Themen, die den Hausärzten auf den Nägeln brennen, stoßen bei den Politikern auf große Zustimmung. "Was die Hausärzte wollen, soll realisiert werden", sagte Singhammer, seines Zeichens stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Union im Bundestag.

Damit schloss er auch gleich die Forderung des BHÄV nach einem eigenen Verhandlungsmandat für Hausarztverträge und die Pflicht der Kassen solche Verträge ihren Versicherten anbieten zu müssen ein.

All dies beantworte allerdings nicht die Frage "wie bekommen wir mehr Hausärzte", sagte die bayerische SPD-Landtagsabgeordnete Sonnenholzner, die selbst Ärztin ist.

Denn viele junge Ärzte seien nicht mehr bereit, sich mit einer eigenen Praxis niederzulassen, sondern bevorzugten eine angestellte Tätigkeit. Und aufs Land wolle auch keiner mehr.

Es bleiben also noch einige offene Fragen. Die Stunde der Wahrheit schlägt ohnehin erst nach der Wahl. Dann wird sich zeigen, was von den Wahlversprechungen bleibt.

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