Buchtipp
Vom Pesthaus bis zur Uniklinik
"Für alle, die zur Geschichte der Charité beigetragen und dabei vornehmlich an die Versorgung von Menschen gedacht haben", erzählt der mehrfach ausgezeichnete Sachbuchautor Ernst Peter Fischer die 300-jährige Geschichte der Berliner Klinik auf knapp 300 Seiten. Aber auch für Leser, die mit der Charité nicht unmittelbar zu tun haben, ist sein historischer Überblick von den Anfängen als Pesthaus und Volkshospital vor den Stadttoren bis in die Gegenwart der Charité im Zentrum der Berliner Lebenswissenschaften interessant.
Das liegt an Fischers Erzählstil: Nicht als trockene Abhandlung kommt seine Geschichte daher, sondern in unterhaltsamen Episoden. Manche davon lesen sich heute hochaktuell: So musste die Verwaltung der Charité 1929 einen Dringlichkeitsplan zur Modernisierung vorlegen, weil die maroden Staatsfinanzen über Jahre hinweg nicht ausreichten, um die Gebäude zu erhalten.
Fast alle Größen der Medizingeschichte seit dem 19. Jahrhundert haben sich ein Stelldichein an der medizinischen Fakultät und dem königlichen Krankenhaus in Preußens Hauptstadt gegeben. Und so gerät das Buch auch zu einem Kompendium neuzeitlicher Medizingeschichte. Dabei versäumt Fischer nicht den Blick auf das dunkle Kapitel des Nationalsozialismus und widmet der Zeit nach der Wiedervereinigung 40 Seiten. (ami)
Ernst Peter Fischer: "Die Charité. Ein Krankenhaus in Berlin 1710 bis heute", 288 Seiten, Siedler Verlag, ISBN 978-3-88680-880-9, 19,95 Euro.
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