Pflege-Betrug

Waren Berliner Ärzte Teil des Betrugsnetzwerks?

Beim Abrechnungsbetrug in der Pflege sollen nach Angaben der Berliner Senatsgesundheitsverwaltung auch Ärzte beteiligt gewesen sein.

Veröffentlicht:
Mit "Gefälligkeitsgutachten" oder vorsätzlich falschen Attesten sollen Ärzte nach Angaben der Senatsgesundheitsverwaltung beim Abrechnungsbetrug in der Pflege in Berlin beteiligt gewesen sein.

Mit "Gefälligkeitsgutachten" oder vorsätzlich falschen Attesten sollen Ärzte nach Angaben der Senatsgesundheitsverwaltung beim Abrechnungsbetrug in der Pflege in Berlin beteiligt gewesen sein.

© pusteflower9024 / stock.adobe.com

BERLIN. Rund 20 Ärzte in Berlin stehen unter Beobachtung, weil sie mit mutmaßlichen Fällen von Abrechnungsbetrug in der Pflege in Verbindung gebracht werden.

Das teilte die Senatsgesundheitsverwaltung von Berlin in ihrer Antwort auf eine schriftliche Anfrage der Abgeordneten Fadime Topaç (Grüne) mit.

"Es besteht seit längerer Zeit der begründete Verdacht, dass auch in Berlin mehrere Ärztinnen und Ärzte zu einem strukturierten Betrugsnetzwerk gehören", so die Senatsgesundheitsverwaltung.

Beteiligen würden sich die rund 20 Ärzte insbesondere mit so genannten "Gefälligkeitsgutachten" oder vorsätzlich falschen Attesten.

Dem Senat seien bisher dazu keine Ermittlungsverfahren gegen Ärzte bekannt, aber ein Ermittlungsverfahren gegen eine Apotheke wegen Falschabrechnung.

Spezialabteilung bei Berliner Staatsanwaltschaft

Insgesamt fünf Verurteilungen wegen Abrechnungsbetrugs in der ambulanten Pflege hat es in Berlin in diesem und vergangenem Jahr gegeben. In vier Fällen wurde eine Geldstrafe verhängt. In einem Fall haben die Richter eine Freiheitsstrafe ausgesprochen.

Seit Mitte 2016 kümmert sich eine Spezialabteilung bei der Berliner Staatsanwaltschaft um dieses Themenfeld. Eine besondere Herausforderung ist es laut Gesundheitssenatsverwaltung, "reale Pflegebedingungen im Einzelfall beweissicher festzustellen, ehe sie seitens der Verdächtigen an ihre Leistungsabrechnungen angepasst werden".

Die Berliner Bezirksämter verzeichnen eine Vielzahl von Verdachtsfällen auf Abrechnungsbetrug durch Pflegedienste. Für das Jahr 2016 listet die Aufstellung der Senatsgesundheitsverwaltung insgesamt 1201 Beschuldigte, 2017 waren es 1059 und 2018 bis August 589 Fälle.

Bezirke melden monatliche Einsparungen von 200.000 Euro

Der finanzielle Schaden, der durch den Pflegebetrug in Berlin entsteht, könne nicht seriös beziffert werden, da von einer hohen Dunkelziffer auszugehen sei.

Doch die Bezirke haben inzwischen monatliche Einsparungen von 200.000 Euro dadurch dass sie Leistungsgewährungen in der ambulanten Hilfe zur Pflege anpassen oder einstellen, weil der angezeigte Bedarf nicht oder nur teilweise besteht.

"In Berlin wurde die Bekämpfung von Leistungsmissbrauch und Abrechnungsbetrug sehr viel früher systematisch vollzogen als in anderen Bundesländern", so die Gesundheitssenatsverwaltung.

Zudem seien in Berlin Verfahren entwickelt worden, die andere Bundesländer übernommen haben. "Insofern hat Berlin in diesem Themenfeld bundesweit eine Vorreiter-Funktion übernommen", so die Gesundheitssenatsverwaltung weiter. (ami)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums v.l.n.r.: Professor Karl Broich (BfArM), Dr. Jürgen Malzahn (AOK-Bundesverband), Dr. Christine Mundlos (ACHSE e.V.), Hauke Gerlof (Ärzte Zeitung), Dr. Johanna Callhoff (DRFZ), Professor Christoph Schöbel (Ruhrlandklinik, Universitätsmedizin Essen), Privatdozent Dr. Christoph Kowalski (Deutsche Krebsgesellschaft), Dr. Peter Kaskel (Idorsia)

© Thomas Kierok

ICD-11: Die Zeit ist reif für die Implementierung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Idorsia Pharmaceuticals Germany GmbH, München
Abb. 1: Bei erfolgreich therapierter Sialorrhö ist Teilhabe wieder leichter möglich

© Olesia Bilkei / stock.adobe.com [Symbolbild]

Glycopyrroniumbromid bei schwerer Sialorrhö

Wirtschaftliche Verordnung durch bundesweite Praxisbesonderheit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Proveca GmbH, Düsseldorf
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!