WHO-Konferenz

Wege zur gesundheitlichen Chancengleichheit gesucht

Eine WHO-Konferenz erörtert, wie sich eine gesündere und gerechtere Gesellschaft in ganz Europa erreichen lässt. Modellprojekte zeigen schon heute, dass es geht.

Margarethe UrbanekVon Margarethe Urbanek Veröffentlicht:
Wege zur gesundheitlichen Chancengleichheit gesucht

© magele-picture / stock.adobe.com

LJUBLJANA. Gesundheitliche Chancengleichheit ist das Schlüsselthema einer Konferenz der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die noch bis 13. Juni unter dem Motto „Ein Leben in Gesundheit und Wohlstand für alle in der europäischen Region der WHO“ in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana (Laibach) tagt.

Im September 2012 hatte das WHO-Regionalkomitee für Europa in seinem Konzept „Gesundheit 2020“ die strategische Stoßrichtung für die Gesundheitspolitik der Region formuliert. Ein Ankerpunkt: der Abbau von Ungleichheiten im Gesundheitsbereich.

Die Forderung nach einem Engagement für gesundheitliche Chancengleichheit ist heute wichtiger denn je. Dennoch bestehen innerhalb der Länder gesundheitliche Ungleichgewichte fort.

Gesundheitsfaktor Geld

Weitgehend Einigkeit herrscht über den Zusammenhang zwischen sozialer Lage mit dem Risiko, zu erkranken, und dem Zugang zu Gesundheitsleistungen. Entsprechend schwierig gestaltet sich die Gesundheitsversorgung in wirtschaftlich schwachen Ländern, etwa jenen in Osteuropa oder Zentralasien.

Dort liegt die Arbeitslosenquote unter Jugendlichen durchschnittlich bei etwa 15 bis 17 Prozent. Die Jugendarbeitslosigkeit ist eng verknüpft mit sozialer Ausgrenzung und damit einhergehenden psychischen und anderen gesundheitlichen Problemen. Hier knüpft die Initiative „Partnerschaften für Jugendbeschäftigung“ in neun ehemaligen Sowjetrepubliken an.

Durch kommunale Partnerschaften und strategische Allianzen sollen die Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen in den Ländern ausgebaut werden. Die finanzielle Unabhängigkeit soll den Jugendlichen eine verbesserte Teilhabe am sozialen Leben ermöglichen sowie einen einfacheren Zugang zum Gesundheitswesen.

Auch in der südosteuropäischen Republik Moldau, dem ärmsten Land Europas, ist der Bevölkerung der Zugang zu Gesundheitsleistungen häufig verwehrt. Grund sind Arbeitslosigkeit, Armut sowie ein schlechtes, von Korruption gezeichnetes Gesundheitssystem.

Das initiierte Projekt „Gesunde Generation“ zielt darauf ab, jungen Menschen den Zugang zu Gesundheitsinformationen und hochwertigen Gesundheitsleistungen zu ermöglichen.

Entstanden ist ein Netzwerk von 41 jugendgerechten Gesundheitszentren, die in vielen Bereichen Gesundheitsleistungen bieten, etwa in Bezug auf sexuelle und reproduktive Gesundheit, Essstörungen, psychische oder gewaltbedingte Probleme. Darüber hinaus bieten sie allgemeine medizinische Dienste an.

Nach Angaben der WHO nutzen rund 25 Prozent der jugendlichen Moldawier diese Zentren. Eine Studentin, die als Freiwillige in einem der jugendgerechten Gesundheitszentren arbeitet, sagt laut einem Bericht zur Konferenz : „Die Zentren haben mir mehr Selbstvertrauen geschenkt. Ich vergaß meine Ängste und die Scham, über Tabuthemen zu sprechen.“

Europaweite Problematik

Ungleichheiten im Gesundheitswesen sind jedoch kein explizit osteuropäisches oder zentralasiatisches Problem. Auch sind sie keine Frage der Altersgruppe: Ein Projekt in Italien richtet sich an ältere Menschen. Ziel ist, bei ihnen Gebrechlichkeit frühzeitig zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten.

„Der Vorzug dieses Projekts ist, dass es nicht nur Angebote zu Hause bietet, sondern uns darüber hinaus auch zeigt, wie wir gesund bleiben, und uns die entsprechenden Werkzeuge an die Hand gibt“, berichtet ein pflegender Angehöriger. Ein gänzlich anderer Ansatz wird in Wales verfolgt. Hier hat die Regierung das Programm „Warmes Zuhause“ ins Leben gerufen.

Im Fokus steht hier die Verbesserung der Lebensbedingungen, um damit gleichzeitig einen Beitrag zur gesundheitlichen Chancengleichheit zu leisten. Gewisse Haushalte haben Anspruch auf kostenlose Maßnahmen, beispielsweise zur Verbesserung der Energiebilanz durch einen Gaskessel oder eine Zentralheizung.

Auch in Deutschland sind Ungleichheiten der Lebensbedingungen und der Chancen auf soziale Teilhabe festzustellen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung koordiniert daher mit Kooperationspartnern seit Jahren zwei Projekte (www.gesundheitliche-chancengleichheit.de und www.health-inequalities.eu) zur gesundheitlichen Chancengleichheit.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Hämatologe gibt Tipps

Krebspatienten impfen: Das gilt es zu beachten

Lesetipps
Eine pulmonale Beteiligung bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) kann sich mit Stridor, Husten, Dyspnoe und Auswurf manifestieren. Sie zeigt in der Lungenfunktionsprüfung meist ein obstruktives Muster.

© Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Wenn der entzündete Darm auf die Lunge geht

Klinisch ist die Herausforderung bei der IgA-Nephropathie ihr variabler Verlauf. In den meisten Fällen macht sie keine großen Probleme. Bei einem Teil der Patienten verläuft sie chronisch aktiv, und einige wenige erleiden katastrophale Verläufe, die anderen, schweren Glomerulonephritiden nicht nachstehen.

© reineg / stock.adobe.com

Glomerulonephitiden

IgA-Nephropathie: Das Ziel ist die Null