Interview

"Wir wollen in anderen Regionen besser Fuß fassen"

Vor einer Dekade hat sich Medi erstmals regional gegründet: Verbands-Chef Dr. Werner Baumgärtner resümiert Erfolge und Niederlagen des Ärzteverbands.

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Ärzte Zeitung: Medi Baden-Württemberg ist gemeinsam mit den Hausärzten der Einstieg in das Vertragsgeschäft mit der AOK gelungen. Was kommt nun?

Baumgärtner: Wir wollen in Baden-Württemberg mit allen Kassen Hausarzt- und Facharztverträge schließen. Bislang weigern sich andere Kassen noch. Ich bin aber sicher, wenn die Fachärzte richtig mitarbeiten, wird es der Markt richten.

Ärzte Zeitung: Die strategische Allianz von Hausärzteverband Baden-Württemberg und Medi ist - bundesweit betrachtet - sicherlich ungewöhnlich. In welchen Punkten grenzt sich Medi von dem "freundlichen Konkurrenten" ab?

Baumgärtner: Alles, was uns unabhängiger vom EBM-Murks der KBV macht, ist gut. Beide Verbände wollen Wahlmöglichkeiten für Ihre Mitglieder und sehen die Hausarztverträge als große Chance, gemeinsam mit den Kassen regional Versorgung zu organisieren. Es muss endlich wieder mehr Geld für die ärztliche Leistung bezahlt werden. Außerdem bleibt Medi fachübergreifend und vertritt zum Beispiel im Hinblick auf Kostenerstattung oder den Systemausstieg andere Positionen.

Ärzte Zeitung: Zehn Jahre Medi - was haben Sie persönlich dafür investiert?

Baumgärtner: Als Folge meines standespolitischen Engagements habe ich eine Praxis als Non-Profit-Projekt, die nur deshalb lebensfähig ist, weil ich in meiner Vorstandsposition erfolgsabhängig und fair bezahlt bin. Es gab private Opfer, bedingt durch ein hohes Engagement. So habe ich im Jahre 1999 rund 90 Abendveranstaltungen für den Aufbau von Medi bestritten und war an vielen Wochenenden abwesend, was manchmal Beziehungen nicht zuträglich ist.

Ärzte Zeitung: Was war für Sie der größte Erfolg, was ein Flop?

Baumgärtner: Ich bin stolz darauf, gemeinsam mit vielen engagierten Kolleginnen und Kollegen einen jungen Verband, mit einer Managementgesellschaft aufgebaut zu haben, die ohne KV, Kammer oder sonstige Unterstützung sowohl streitfähig als auch kontrahierungsfähig ist und auf gleicher Augenhöhe mit anderen agieren kann. Der größte Flop war die KV-Wahl nach der Zusammenlegung der KVen in Baden-Württemberg. Hier sind wir mit Medi knapp an der absoluten Mehrheit in der Vertreterversammlung gescheitert.

Ärzte Zeitung: Gibt es Pläne, die Position von Medi bundesweit stärker auszubauen?

Baumgärtner: Natürlich wären wir in anderen Regionen gerne stärker vertreten. Wir gehen im Augenblick den Weg der Gemeinsamkeit mit dem Bundesverband der Ärztegenossenschaften und dem NAV, um bundesweit einen besseren Organisationsgrad zu haben.

In einem zweiten Schritt - im Zusammenhang von Haus- und Facharztverträgen - werden wir versuchen, in anderen Regionen besser Fuß zu fassen. Mehr Engagement der Ärzte für ihre Zukunft außerhalb der Kollektivverträge wäre erfreulich. Die nächste Umverteilung kommt, auch für den Osten.

Die Fragen stellte Marion Lisson.

Lesen Sie dazu auch: Zehn Jahre Medi - mal parallel, mal konträr zur KV

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